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Berichte

Spiel- und Turnierberichte

...wenn man auch in der näheren Nachbarschaft an einem schönen Schachturnier teilnehmen kann?! Martin, Harald, Peter, Silas, Lukas, Suad und meinereiner hatten sich für das traditionsreiche Troisdorf Open angemeldet. Von Ende Oktober bis kurz vor Weihnachten würde jeden Dienstag abends ab 19 Uhr eine von insgesamt sieben Runden nach Schweizer System ausgespielt werden. Für die erste Runde hatten Harald und Peter sich nicht auslosen lassen, da sie zeitgleich noch an der Offenen Internationalen Bayerischen Schachmeisterschaft am Tegernsee teilnahmen - wie übrigens auch Kuno und Guido.
 
Seine Partie aus Runde 2 faßte Harald im Anschluß mit den Worten "sehr glücklicher Punkt" oder "Eröffnung grauenhaft, Mittelspiel schlecht und im Endspiel dann weniger Fehler als der Gegner" trefflich zusammen. Bereits im 5. und 6. Zug legte Harald den Grundstein dafür, daß er bald darauf einen Bauern für nichts einbüßen würde und von da an rührte er erst einmal nur noch Beton an. Seine Festung erwies sich zwar ziemlich löchrig, aber sein Gegner vermochte es dennoch nicht, entscheidend einzudringen. Um den 24. Zug herum konterte Haralds Gegner dessen fehlerhaften Königszug mit einem eigenen Fehler gleichen Kalibers und setzte in der Folge noch ein, zwei obendrauf. Erst würgte er seinen eigenen Königsangriff final durch Damentausch ab, dann versuchte er einen Bauerndurchbruch mit dem Ziel, einen davon zur Umwandlung zu führen, und wickelte dabei vorteilhaft für Harald ins Endspiel ab, bei dem sich unser Kassenwart plötzlich mit Mehrbauer und verbundenen Freibauern wiederfand und schlußendlich noch gezwungen wurde, auch die letzte Figur seines Gegners abzutauschen, um mit einem tot gewonnenen Bauernendspiel übrig zu bleiben. Als seinem Gegner dies ebenfalls bewußt wurde, reichte er umgehend die Hand zur Aufgabe. Haralds Gegner hatte sich faktisch selbst besiegt und Harald mußte quasi nur zusehen, daß er ihn dabei nicht zu sehr störte.
 
Wenden wir uns damit zunächst der "Speerspitze der jungen Garde" unseres Vereins zu, also Lukas, Silas und Suad.
 
Obschon die schwarzen Steine führend versuchte Suad schon in der Eröffnung auf den vollen Punkt zu spielen und sein Gegner war ganz genauso drauf. Am Ende zählte die Engine neun "fette" und einen "normalen" Fehler (sowie diverse Ungenauigkeiten) - bei insgesamt 38 Zügen schon eine Leistung. Während die beiden sich also mit offenem Visier bekriegten, vermochte Suad alle Versuche, seinen König mattzusetzen, durch aktives Gegenspiel nicht nur abzuwehren sondern sogar materiellen Vorteil zu akkumulieren. Ständig unter der Drohung eines "Opera Matts" schwebend gelang es Suad bedauerlicherweise nicht, seine zwischenzeitlich deutlich gewonnene Stellung durch Abtausch der gegnerischen Schwerfiguren in ein gewonnenes Endspiel abzuwickeln. Sein wie ein Berserker weiter anrennender Opponent lehnte in dieser Phase sogar ein Remisangebot Suads ab und schaffte es tatsächlich noch, Suad so zu verwirren, daß dieser seinen Vorteil in wenigen Zügen eindampfte. In nunmehr ausgeglichener Stellung mit jedoch nur einem Weg, nicht innerhalb weniger Züge doch noch matt gesetzt zu werden, gab Suad schließlich entnervt ob der Tatsache, daß er die Partie noch so aus der Hand gegeben hatte, sogar auf. Suad hatte sich leider erfolgreich von seinem nominell deutlich besseren Gegner ins Bockshorn jagen lassen.
 
Auch in der zweiten Runde bekam es Suad wieder mit einem laut Ratingliste stärkeren Gegner zu tun und fuhr gegen diesen mit Weiß einen schönen und letztlich (wohl v.a. für seinen Gegner) überraschend souveränen Sieg ein. Zwar bekam Suad nicht die gewünschte Eröffnung aufs Brett, aber im Caro Kann kennt er sich glücklicherweise auch ganz gut aus. Suad kam mit besserer Stellung aus der Eröffnung, aber sein Gegner wollte offenbar trotzdem unbedingt auf Sieg spielen. Also packte er die Brechstange aus und opferte inkorrekt seinen Läufer in Suads Rochadestellung. Suad hatte aus seiner Erstrunden-Niederlage gelernt und blieb diesmal cool. Jeder Figurentausch, jede Vereinfachung würde ihn einem gewonnenen Endspiel näher bringen. Als Suad seinem Gegner auch noch den zweiten Läufer ohne Kompensation abzunehmen drohte, gab dieser auf. Sehr zu Suads Erleichterung, würde ihm dies doch ersparen, seinen Vorteil über etliche weitere Züge peu à peu verwerten zu müssen.
 
Was Suad an Selbstbewußtsein (teilweise zu Unrecht) manchmal noch fehlt, haben Silas und Lukas reichlich. In Runde 1 durfte Silas an Brett 4 gegen einen der Turnier-Mitfavoriten starten. Obgleich selbiger in der Eröffnung (es kam die Slawische Verteidigung aufs Brett) nicht immer die objektiv besten Züge wählte, gelang es ihm, Silas durch aktives, aggressives Spiel den Schneid abzukaufen und Silas zu unnötigen Konzessionen zu bewegen. Während Schwarz einen klaren Plan verfolgte, wirkte Silas' Spiel zuweilen etwas planlos und inkonsequent. Damit spielte er seinem Gegner in die Karten, konnte selbiger doch nach und nach materiellen Vorteil erreichen und weiter ausbauen. Als er weiteren Vereinfachungen nicht mehr sinnvoll ausweichen konnte, fügte sich Silas in die mittlerweile unvermeidlich gewordene Niederlage und verzichtete darauf, sich weiter Stück für Stück demontieren zu lassen.
 
Lukas bekam es in der ersten Runde mit den schwarzen Steinen ebenfalls mit einem deutlich stärker einzuschätzenden Gegner zu tun. Dieser wählte die Bird-Eröffnung und daraus entwickelte sich über die folgenden Züge "Holländisch im Anzug". Wie er im Nachgang zugab, hatte ihn die Eröffnungswahl seines Gegners eher ziemlich "abgetörnt", obschon dieser ihm damit ja eigentlich die Gelegenheit gegeben hatte, aktives Gegenspiel zu inszenieren. Die Engine beurteilt Lukas' Stellung noch bis deutlich ins Mittelspiel als leicht besser, bis Lukas im 17. und 24. Zug jeweils nicht die beste Fortsetzung fand und nach und nach ins Hintertreffen geriet. Sein Gegner gewann erst ein Bäuerchen, drückte diesen zu einem zentralen Freibauern durch und nötigte Lukas, seine Figuren kontinuierlich schlechter zu stellen, um "den Laden irgendwie zusammenzuhalten". Nach 31 Zügen streckte Lukas die Waffen. Wie Lukas hinterher zugab, hatte ihn spätestens, als er erstmalig materiell in Nachteil geriet, die Kampfeslust verlassen und er hatte den Rest der Partie dann quasi nur noch zuende "geblitzt".
 
In der 2. Runde kam es damit zum den Verein elektrisierenden Revanchekampf für die ebenfalls 2. Runde unserer Vereinsmeisterschaft. Lukas erneut mit Weiß gegen Silas. Wir waren alle sehr gespannt, ob Lukas diesmal besser ausgeschlafen antreten und besser vorbereitet ins Match gehen würde statt zu "freestylen" (was bekanntermaßen ziemlich in die Hose gegangen war). Um es kurz zu machen – ja. Lukas wählte bereits im 3. Zug das sehr selten gespielte f3 im Caro Kann (3% laut Lichess Masters Database) und im 6. Zug wich Silas von der Theorie der Maróczy-Variante (auch "Fantasy-Variation" genannt) ab. Mit dem unbedachten 6. ...Sf6 ermöglichte er Lukas den umgehenden Läufereinschlag auf f7 und sein Versuch, dies zwei Züge später mit Sxe4 nebst Rückgewinn des Bauern zu rechtfertigen, bracht ihn nur vom Regen in die Traufe. Lukas verpaßte dann im 20. Zug zwar den finalen Stoß und wurde dadurch in ein Endspiel mit zwei verbunden Mehrbauern gezwungen, was er jedoch routiniert zuende spielte. Lukas hatte sich für die krachende Ohrfeige in der Vereinsmeisterschaft in ebensolcher Art und Weise revanchiert.
 
Kommen wir damit zu Martin, der sich als Nummer 13 der Setzliste bei optimalem Turnierverlauf durchaus Chancen ausrechnen darf, eventuell einen Geldpreis "abstauben" zu können. Martin wollte (und mußte im Hinblick auf seine Ambitionen) in der 1. Runde unbedingt gewinnen. Zunächst setzte er sich noch in vorbereitenden Gedanken versunken ans falsche Brett und es ist nur dem Weißspieler an Brett 11 und seinem richtigen Gegner schräg gegenüber zu verdanken, daß die passenden Kombattanten noch rechtzeitig zueinander fanden. Martin bekam als Nachziehender das Londoner System vorgesetzt. Er versuchte von Anfang an, so gut es eben geht, Symmetrien zu vermeiden und Ungleichgewichte zu schaffen. Aus purer Arroganz, wie er selber sagt, verpaßte er die Gelegenheit, seinem Gegner frühzeitig das Läuferpaar abzunehmen. In dem Bemühen, aktives Spiel am Damenflügel aufzuziehen, brachte Martin sich eher selbst in Schwierigkeiten. Zum Glück suchte sein Gegner keine direkte Konfrontation sondern versuchte, die Stellung geschlossen zu halten. Diese Versuche kosteten ihn schließlich doch das Läuferpaar. Im Mittelspiel übernahm Martin schließlich die Initiative und kontrollierte die Bauernvorstöße. Sein Gegner spielte einige Ungenauigkeiten, was Martin eine Qualität (Springer für Turm) beschert hätte. Allerdings entschied er sich gegen diesen Materialgewinn und schlug stattdessen einen Bauern. Das Läuferopfer seines Gegners im 26. Zug war dann der eine Fehler zu viel. Der Mattangriff wurde abgewehrt und nach dem Damentausch zerbröselte die weiße Stellung vollends. Im 30. Zug reichte Martins Gegner die Hand und gab auf.
 
In Runde 2 bekam Martin erwartungsgemäß die weißen Steine zugelost. Weil sein Kontrahent 20 Minuten zu spät kam, hatte Martin zunächst genug Zeit, die Partien der anderen zu bewundern. Sein Gegner wählte einen Igel-Aufbau und weil Martin das „Romantische Schach“ der alten Meister nostalgisch verklärt bewundert, kommen ihm derart passive und langweilige Eröffnungen doch eher suspekt vor. Er baute sich erst einmal im Stile des Colle-Zukertort-Systems auf und wartete ab, ob sein Gegner nicht doch wenigstens ein bißchen aktiv würde mitspielen wollen. Es wurde jedoch zunehmend offensichtlich, daß sich dieser nur hinten reinstellte, um sich ein Remis zu "ermauern". Martin dachte im weiteren Partieverlauf eigener Aussage zufolge, er stünde die ganze Zeit besser, wenn nicht sogar bereits auf Gewinn. In der Analyse urteilte die Engine gleichwohl eiskalt, daß die schwarze Stellung hält. Obgleich Martin trotzdem nach zähem Ringen im Endspiel dann auch für die Engine mehrfach auf Gewinn stand, mußte er sich am Ende vorwerfen, es nicht sauber verwertet zu haben. Es ist bekanntlich nichts schwerer, als eine gewonnene Stellung auch zu gewinnen. Den Plan, seinen Gegner in Zugzwang zu bringen und damit dessen Verteidigung final zum Einsturz zu bringen, hatte Martin zwar, doch wegen des gegnerischen Freibauern auf h3 hielt er sich zurück. Vollkommen entnervt lief er seinem Gegner zu allem Unglück auch noch in eine Läufergabel und verlor im Endspiel eine Figur, wonach die Stellung objektiv sogar verloren gewesen wäre. Doch längst war diese Partie die letzte, die noch immer lief und am Ende hatte Martin noch etwas über zwei Minuten und sein Gegner sogar nur noch knapp eine Minute für den Rest der Partie (gespielt wird ohne Inkrement!). Zu Martins Glück war sein Gegner noch immer mit einem Remis zufrieden und so holzten beide in Zeitnot alle verbliebenen gegnerischen "Klötzchen" vom Brett bis nur noch die beiden Könige und ein Läufer übrig waren. Kurz vor knapp unabwendbar Remis. Martin war kurz vorm Platzen und sein Kontrahent feixte sich eins - ein erneutes Aufeinandertreffen in der Zukunft dürfte wohl in eine epische Schlacht ausarten.
 
Kommen wir damit abschließend zum bisherigen Abschneiden des Chronisten. An Position 18 der Setzliste einsortiert bekam auch ich es in der 1. Runde mit einem vermeintlich leichteren Gegner zu tun und war mithin dazu verdammt, zu gewinnen. Wie mir mein Gegner nach der Partie eröffnete, spielte ich ironischerweise genau jene Eröffnung gegen ihn, die er aktuell mit Weiß selber aufs Brett bringt. Er war bereit, einen Bauern herzugeben, um meinen starken "London-Läufer" zu eliminieren. Es entstand ein zähes Ringen, bei dem wir uns gegenseitig den jeweils für das Gegenüber mutmaßlich unangenehmsten und aktivsten Zug um die Ohren hauten - selbst wenn dies oftmals nicht der objektiv beste war. Ich vermochte gleichwohl, meine Stellung Schritt für Schritt auszubauen und zu verbessern und dabei dort, wo mein Gegner freiwillig auf den Bauern verzichtet hatte (also am Damenflügel), sogar einen gedeckten Freibauern zu bilden. Dies kostete mich indes ein erhebliches Maß an Bedenkzeit, weshalb ich wie üblich zunehmend in Zeitnot geriet. Im (richtigen) Bemühen, die Stellung durch Abtausch zu vereinfachen, griff ich im 33. Zug dann leider komplett fehl. Ich bot, statt die Türme zu verdoppeln, einen davon zum Abtausch an und halluzinierte ihn mir zugleich als auch nach dem Tausch noch immer meinen Läufer deckend aufs Brett zurück. In einem Zug von einer gewonnenen zu einer verlorenen Stellung – bitter.
 
Doch hatte ich noch immer den entfernten gedeckten Freibauern am Damenflügel (b5), dazu einen weiteren Freibauern auf e6, den etwas aktiveren König - ich würde es meinem Gegner ergo so ekelig wie möglich machen, den eher unverdienten Sieg wirklich einzufahren. Diese Einstellung sollte sich auszahlen. Mein König wurde vom schwarzen Turm zwar via der e-Linie vom Marsch ins Zentrum und weiter gen Damenflügel ausgesperrt und auch der isolierte e-Freibauer war nicht zu halten. Dafür drang mein Turm auf der 6. Reihe in die gegnerische Stellung ein und drohte, per Umweg über die Grundreihe (nebst Fesselung des schwarzen Mehrläufers auf c8) den schwarzen Bauern auf a5 zu gewinnen, womit ich verbundene Freibauern auf a4 und b5 bekommen hätte. Das hätte es mir theoretisch erlaubt, meinen Turm gegen den gegnerischen Läufer zu opfern, da verbundene Freibauern auf der 3. bzw. 6. Reihe nicht mehr von einem Turm alleine gestoppt werden können. Anstatt jedoch selbst mit seinem Freibauern auf d5 gen 1. Reihe loszupreschen (was gewonnen hätte), wollte Schwarz seinen Läufer retten sowie gleichzeitig noch meinen Turm fangen und kam deswegen eiligst mit seinem König angewetzt. Damit tappte er - im Übereifer zu schnell ziehend - in die Falle. Ein Turmschach auf der 7. Reihe und ich gewann unter Preisgabe meines b-Freibauern statt des Lc8 den Te7. Danach schob ich meinen nun maximal frustrierten Gegner humorlos zusammen. Der letzte Fehler verliert halt, nicht der vorletzte.
 
Zur "Belohnung" bekam ich in Runde 2 an Brett 2 die Nummer 2 der Setzliste vorgesetzt und hatte zu allem Überfluß auch noch Schwarz. Wie von Martin vorhergesagt, war mein Gegner ein Freund des Idealzentrums e4-d4 und ich wählte dagegen eine Art Königsindisches Set-up. Einen Zug, bevor ich e5 durchsetzen wollte, spielte mein Gegenüber just diesen Bauernvorstoß selbst und meine Stellung war schon im 8. Zug mehr oder minder im Eimer. Ich stand vor der Wahl, einen Springer für einen Bauern herzugeben und wenigstens meine Bauernstruktur intakt zu behalten oder gegen den Materialverlust anzukämpfen und die Stellung maximal zerschossen zu bekommen. Ich entschied mich für ersteres und strebte in der Folge an, mich möglichst aktiv mit den Figuren aufzustellen - was leichter gesagt denn getan war, schließlich stand Weiß ebenfalls ziemlich ideal und dominierte dabei noch das Zentrum. Wir waren in der Folge zunächst beide daran interessiert, die Läufer vom Brett zu bekommen und danach suchte mein Kontrahent, auch die Schwerfiguren zu reduzieren, während ich mit denen nach Gegenspiel suchte. Er wußte, wie man zwingend Schach spielt und setzte sich daher mit seinem Plan nach und nach durch, sodaß ich zu Plan B wechseln mußte, der da lautete, "vielleicht läßt sich ja wenigstens noch ein Dauerschach erreichen". Während ich also fortan hierauf hinzuwirken trachtete, ging mein Gegner im Gegenzug zum Mattangriff über. Seine Stellung war zu robust, ich kam zu langsam voran und wenige Züge vor dem Ende konnte mein Gegner König und Dame mittels g4 gabeln. Zeit aufzugeben, Qualität hatte sich souverän durchgesetzt. Ein Fehler in der Eröffnung war eben schon der eine Fehler zu viel gewesen.
 
Damit gehört Martin mit 1,5 Punkten aus 2 Runden als erwartungsgemäß bester unserer Hennefer Crew jenem Dutzend Teilnehmer an, welche hinter der neunköpfigen verlustpunktfreien Führungsgruppe lauern. Suad, Lukas, Harald und meinereiner finden sich mit je einem Sieg und einer Niederlage im breiten Mittelfeld wieder. Silas steht noch bei null Punkten und dürfte maximal motiviert sein, in Runde 3 gegen einen nominell schwächeren Kontrahenten endlich zu punkten, um den Abstand zu seinen "Running Mates" aus der Hennefer Schachjugend wenigstens nicht weiter anwachsen zu lassen. Runde 3 wird ergo für uns alle spannend - stay tuned!

Frank Feig

Parallel zur 2. spielte auch unsere 3. Mannschaft am 22. Oktober ihr zweites Saisonspiel. Sie waren zu Gast bei der 4. Mannschaft der Schachfreunde Lohmar.

Tim eröffnete mal wieder mit dem Schotten und sein Gegner tat ihm den Gefallen, doppelt auf d4 zu schlagen. Im folgenden Verlauf verstieß sein Gegner gegen verschiedene Eröffnungsprinzipien. Ohne den König durch die Rochade in Sicherheit gebracht zu haben, startete er einen Angriff am Königsflügel mit seinen Bauern, um Tims Läufer abzudrängen und in der Folge einen Bauern im Zentrum zu gewinnen. Tim hatte die Zeit allerdings gut investiert, seine Eröffnung abgeschlossen, rochiert und gleichzeitig den Turm von h1 ins Spiel gebracht. Jetzt rächte sich, dass sein Gegner mit dem König in der Mitte stehen geblieben war. Tim eroberte eine Figur und öffnete anschließend mustergültig die Stellung. Nach einigen Figurenabtäuschen gewann er nach einem Fehler seines Gegner eine weitere Leichtfigur für zwei Bauern und konnte danach noch einen Turmtausch erzwingen. Sein Gegner vermochte zwar in der Folge noch mit einem seiner Bauern, die Grundreihe zu erreichen und diesen in eine Dame umzuwandeln, aber Tim hatte in der Zwischenzeit ein Mattnetz mit König, Turm, Springer und Läufer gesponnen. Ein souveräner Sieg für Tim.

Seinem Vater ein Brett tiefer erging es mit den schwarzen Steinen nicht so gut. Nach ein paar Fehlern in der Vierspringervariante der Italienischen Eröffnung stand Alexander zwar das erste Mal gedrückt und bei korrektem Spiel auch bereits objektiv verloren. Doch so richtig wusste sein Gegner zunächst nicht die Schwächen auszunutzen. Alexander schaffte es seine Stellung wieder in Ordnung zu bringen, allerdings nur für kurze Zeit. Bei der Partieeingabe und mit dem Wissen, welches Ergebnis am Ende zustande kommen sollte, sah ich das Unheil leider kommen. Erst schwächte Alexander mit f7-f6 die Diagonale f5-c8 und rochierte anschließend lang, sodass sein König auf c8 zum Stehen kam. Jetzt musste sein Gegner nur noch die Deckungsfiguren schlagen und dann den Zug Lc4-e6 mit Fesselung und Damengewinn finden - was er auch tat. Alexander bekam dafür zwar zwei Figuren, aber das war zu wenig. Sein Gegner spielte die Partie ruhig zu Ende und im 32. Zug musste Alexander dann einsehen, dass er gegen die Niederlage nichts mehr ausrichten konnte, und gab auf.

Daniel startete erstmal gut in seine Partie. Nach ein paar Fehlern seines Gegners hatte er zwei Bauern und eine Qualität eingesammelt. Dafür strandete sein Springer in der gegenüberliegenden Ecke des Brettes und sein Gegner hatte als Kompensation das Läuferpaar. Daniel rochierte vollkommen korrekt kurz. Bedauerlicherweise war auch dann vorhersehbar, wie es zu Ende gehen würde. In dem Versuch eine weitere Figur zu gewinnen, stolperte Daniel in ein Abzugsschach verbunden mit dem Verlust eines vollen Turms. Der Rest war dann ziemlich abgebrüht vorgetragen von seinem Gegner. Respekt.

Mats war in seiner allerersten Turnierpartie überhaupt augenscheinlich so nervös, dass das Ergebnis in den Hintergrund rückte. Das erste Mal mitschreiben bei einer Partie, dafür ungewöhnlich viel Zeit, da schleicht sich natürlich der ein oder andere Fehler oder schlicht Überseher ein. Seine Gegnerin spielte die Partie umso abgeklärter und wehrte jede von Mats' Drohungen ab, während sie Figuren einsammelte und am Ende Schachmatt setzte. Kopf hoch, Mats - mit der Zeit kommt auch bei dir die Routine, so haben wir alle mal angefangen.

Am Spitzenbrett spielte HP auf. Sein Gegner begann die Partie mit einer merkwürdigen Kombination der Modernen Eröffnung (mit d6 und g6) und dem Igel-Aufbau, ehe er mit seinem 12. Zug auch mal auf eine der mittleren Reihen vorstieß. Unter dem Motto, "Tu du mir nichts, ich tue dir auch nichts", dümpelte das Spiel so vor sich hin. Keine Seite unternahm ernstzunehmende Versuche, um Vorteil zu spielen. Bei mir wären vor lauter Langeweile längst die Sicherungen durchgebrannt und ich hätte den Königsflügel in Bewegung gesetzt. Eine vergleichsweise offensichtliche Chance erhielt HP im 29. Zug. Ein kleines Zwischenschach auf König, Dame und Turm seines Gegners hätte ihm eine Qualität und damit einen deutlichen Vorteil für das anstehende Endspiel gegeben. Diese Gelegenheit ließ er jedoch leider aus und so verflachte die Stellung wieder. In immer noch leicht angenehmerer Stellung hätte HP noch kämpfen können, allerdings hätte es für das Mannschaftsremis zwei Siege an den beiden verbliebenen Brettern gebraucht und Dmitrij an Brett 2 war bereits auf Remiskurs. So bot HP selbst remis an seinem Brett an, das auch angenommen wurde.

Das genaue Gegenteil seines Mannschaftskollegen an Brett 1 war sicherlich Dmitrijs Gegner ein Brett tiefer. Dieser opferte in der Eröffnung vollkommen übermotiviert einen Springer für zwei Bauern. Zwar erhielt er dadurch zwei verbundene Freibauern auf den Linien a und b, doch war das keinesfalls ausreichend Kompensation für den materiellen Nachteil. Dmitrij hatte so einige Chancen, seine Aufgabe durch Figurenabtäusche zu vereinfachen. Die Erfahrung und Abgezocktheit fehlt ihm leider noch in den wichtigen Momenten. Schließlich kam es doch zum Abtausch der Damen und Dmitrij konnte durch eine Überlastung des gefesselten Springer auf d4 einen Bauern gewinnen. Der Sieg war nur noch eine Frage der Zeit. Oder sollte ich sagen, wäre eine Frage der Zeit gewesen? Dmitrij verrannte sich mit seinem Springer im gegnerischen Lager, es gab keinen Weg zurück und der Springer ging verloren. Mit exaktem Spiel wäre die Partie im Endspiel noch zu gewinnen gewesen, aber das zu verlangen, nach so kurzer Zeit im Verein, wäre unrealistisch. Seine Partie endete entsprechend auch mit einem Remis und so verlor die "Dritte" 2:4 und musste ohne Mannschaftspunktgewinn den Rückweg antreten.


 Martin Seidel

Kaum hat die Saison angefangen folgt ein Turniertag auf den anderen und so war am Mittwoch, den 18. Oktober die Zeit gekommen für unser zweites Schnellschachturnier. Wer jetzt glaubt Schach wäre langweilig und vorhersehbar, wurde hier eines besseren belehrt. Zu zehnt traten wir an den Turniersieg zu erringen. Ich konnte nicht alle Partien jederzeit erfolgen, spielte ich doch immer auch mit, wenn auch meist nicht besonders lange. Aber ich kann zumindest sagen, keine meiner Partien verlief so wie man das als Außenstehender vermutet hätte.

In Runde 1 spielte ich mit schwarz direkt mal gegen Peter, alleine von der Spielstärke her, bin ich natürlich klarer Favorit und doch muss man ihn erstmal knacken und Peter ist zäh - insbesondere mit weiß. Bei seinem soliden Spielansatz ist es gar nicht so einfach, sich einen greifbaren Vorteil zu erspielen. Zu meiner Überraschung war es dann ein plumper Angriff auf einen Bauern, der mich auf die Siegerstraße brachte, dieser wäre zwar sowohl mit einem Turmtausch und anschließendem Läuferrückzug mit Deckung des Bauern, als auch mit einem einfacheren Spiegelmanövers parieren gewesen, aber Peter wählte keine der beiden Abwicklungen und verlor anschließenden nacheinander alle drei Bauern am Damenflügel. Der Rest war nur noch eine rein technische Angelegenheit. In Runde 2 bekam ich es dann mit HP zu tun - wie üblich mit weiß, was die ganze Sache enorm vereinfacht - er hielt lange Zeit meinen Angriffsversuchen stand, dann stellte ich ohne Not einen Bauern ein und musste kämpfen. Warum er mir nicht mit d4 sofort meine Stellung zerhakte, weiß ich zwar nicht, immerhin war ich in dem Moment gekreuzfesselt (sowohl auf der dritten Reihe als auch auf der e-Linie), also nochmal Glück gehabt. Nach ein paar Abtauschaktionen, landeten wir im Doppelturmendspiel und wieder war ich es, der sich selbst in Schwierigkeiten brachte. Ich lehnte das Remisangebot ab, wohlwissend meine Stellung nicht mehr viel hergab, machte 1-2 unaufmerksame Züge und sah mich plötzlich mit einem echt fiesen Freibauern konfrontiert. Ich weiß nicht genau, wie ich da raus kam, ganz sicher nicht nur der Turmabtausch war bestimmt nicht gut für HP, denn jetzt war er mit seinem verbliebenen Turm an seinen weit vorgerückten e-Bauern gekettert und mein eigener Turm konnte bei ihm nach Herzenslust räubern gehen. Wir tauschten schließlich a- gegen e-Bauern, ich gewann noch seinen h-Bauern und gegen zwei verbundene Freibauern ist selten viel auszurichten. Gegen Hajo in Runde 3 sollte es dann ein Ritt auf der Rasierklinge werden, ich wählte das hyperagressive Wolga-Benkö-Gambit. Viel ergab sich daraus aber nicht. Es brauchte den Abtausch von allem außer den zwei Turmpaaren, um endlich den geopferten a-Bauern zurückzugewinnen und ihn mit der leicht schlechteren Bauernstruktur zurückzulassen. Hajo ließ auch noch zu, dass er auf der zweiten Reihe verdoppelte und er einen Turm zur Verteidigung abstellen musste. Ich gewann noch den c-Bauern und schuf mir damit einen Freibauern auf c, er schlug mir dafür die Bauern auf e6 und d5 weg. Den Abschluss bildete dann von mir ein schönes Hinlenkungsopfer in den Abzug des c-Bauern mit Damenumwandlung und Matt in 2 Zügen.

3 Punkte aus 3 Partien, nur noch 2 Runden zu spielen und gegen den einzigen Kontrahenten oberhalb von mir schon gespielt und gewonnen, damit sollte das Ding doch jetzt gelaufen sein, oder? Ja, von wegen, schlimme Dinge passieren immer dann wenn man am wenigsten damit rechnet. Um es kurz zu machen: ich erspielte mir gegen Rabia schon in der Eröffnung eine super gewonnene Stellung und verdarb es dann noch im Endspiel zum Remis und als wäre das nicht schon schlimm genug, kam ich gegen Frank in der letzten Runde auf die brilliante Idee meine angegriffene und ungedeckte Dame zurückzuziehen, nur leider weder auf ein Feld, das nicht mehr angegriffen war, noch auf eines das gedeckt war und schwupps war die Dame weg. Ganz grausiger Abschluss für ein Turnier, das eigentlich so gut angefangen hat.


Martin Seidel

Turnierliste der Schnellschachturniere 2023/24

NameDatum
Schnell September 20232023-09-06
Schnell Oktober 20232023-10-18
Schnell November 20232023-11-08
Schnell Dezember 20232023-12-06
Schnell Januar 20242024-01-31
Schnell Februar 20242024-02-07
Schnell März 20242024-03-06
Schnell April 20242024-04-10
Schnell Mai 20242024-05-08
Schnell Juni 20242024-06-05

Rangliste der Schnellschachturniere 2023/24

In der Summe sind beide Streichergebnisse enthalten

Pl.Name
2023-09-06
2023-10-18
2023-11-08
2023-12-06
2024-01-31
2024-02-07
2024-03-06
2024-04-10
2024-05-08
2024-06-05
Summe
1Seidel,Martin1191010101079776
2Feig,Frank878687487459
3Neese,Hans-Joachim12108118857
4von Häfen,Dieter8568410643653
5Schott,Guido910129848
6Müller,Hans-Peter2588754746
7Pütz,Peter656878343
8Kreienbaum,Sigrun96342722135
9Schneid,Dmitrij16428526
10Rubröder,Ralf6141731124
11Abboud,Rabia91120
12Gellrich,Harald87419
13Senhen,Robin63716
14Baumgarten,Fred61016
15Keller, Lukas1111
16Große,Erik99
17Lichtenberg,Friedrich628
18Würz,Silas77
19Falk,Ralf1146
20Kurtenbach,Wolfgang44
21Sydorov,Vitalii11

Am 22. Oktober 2023 trat unsere 2. Mannschaft zum zweiten Spieltag der Saison 2023/24 an. Dieses Mal waren sie zu Gast bei der 5. Mannschaft des Godesberger SK. Da dieser Gegner, rein von der nominellen Spielstärke, neben uns eine der Mannschaften stellt, die wahrscheinlich gegen den Abstieg werden anspielen müssen, hatte sich unsere „Zweite“ vorgenommen, den direkten Vergleich für sich zu entscheiden. Unterstützt wurde sie dabei von Lukas Keller. Wie sich später noch herausstellen sollte, war es eine gute Idee von Frank und Peter, solchermaßen einem unserer jungen Talente, Gelegenheit zu geben, sich zu beweisen und zu scheinen. 

Zur allgemeinen Verwunderung vermasselte Rabia die Eröffnung zunächst mal gewaltig und konnte sich glücklich schätzen, dass sein Gegner im 15. Zug die mutmaßlich entscheidende taktische Möglichkeit ausließ. Im Laufe des Mittelspiels schlug das Pendel mal zur einen, dann wieder zur anderen Seite aus. Im Materialmodus gefangen, schnappte sich Rabias Gegner im 20. Zug den angebotenen vergifteten Turm für seinen Springer auf g3, welcher allerdings die wichtige Aufgabe hatte, der gegnerischen Dame wichtige Felder wegzunehmen. Rabia, jetzt ganz in seinem Element, drang mit Dame, Läufer und dem verbliebenen Turm ein. Einzig die abschließende Taktik übersah er. Mit einem spektakulären Damenopfer hätte er Vereinfachungen erzwingen und dabei sogar einen Läufer gewinnen können. Plötzlich war die Stellung unklar, knapp 10 Züge später tappte Rabias Gegners jedoch in eine Falle und verlor durch eine Fesselung seine Dame gegen einen Turm. Das Endspiel brachte Rabia anschließend routiniert zu Ende. 1:0

An Brett 8 spielte Lukas mit den schwarzen Steinen und wartete geduldig auf die Fehler seines Gegners. Eine erste Chance bekam er im 11. Zug, konnte diese aber noch nicht nutzen. Als sein Gegner die Drohung aber nicht erkannte und fehlgriff, war Lukas zur Stelle und gewann einen wichtigen Bauern im Zentrum. Die Springermanöver waren zwar mitnichten das Optimum, aber das ist letztlich Meckern auf hohem Niveau. Auch die nächste taktische Gelegenheit nutzte Lukas. So gewann er nach einem von seinem Gegner nicht zu Ende gedachten Springerzug eine Qualität. Im Endspiel kam er jedoch nochmal in Bedrängnis. Zweimal sah es kurz so aus, als würde er das Spiel noch verloren. Das empfand wohl auch sein Gegner so, der beide Male ein mögliches Remis durch Stellungswiederholung vermied. Lukas verteidigte sich jedoch hervorragend und konnte den gefährlichen c-Freibauern schließlich einsammeln und kurz darauf den vollen Punkt einstreichen. 2:0

Sebastian stand in der Eröffnung zunächst spitze, allerdings zeigte der unorthodoxe Aufbau seines Gegners schon bald Wirkung. Nach ein paar fragwürdigen Zügen von Sebastian tappte er in eine schöne Taktik bestehend aus Qualitätsopfer, Hinlenkung und Gabel, die Sebastian seine Dame kosten sollte. Er kämpfe zwar noch bis zum 36. Zug, konnte den materiellen Nachteil aber nicht kompensieren und gab, angesichts des unausweichlichen Matts, auf. 2:1

Robin probierte mal etwas Neues aus und wählte in der Italienischen Partie den Zug 3. … Sf6. Sein Gegner hob den Fehdehandschuh auf und leitete mit 4. Sg5 in den „Fried-Liver-Attack“ über. Robin, offensichtlich gut vorbereitet, wehrte die Drohungen zunächst gekonnt ab, kam nach einem ungewöhnlichen Läuferrückzug jedoch bald ins Straucheln. Im 20. Zug hatte er dann Glück, dass auch sein Gegner keine Komplikationen sondern ruhigeres Fahrwasser suchte. Nach fünf weiteren Zügen war die Stellung so weit verflacht, dass sich beide Seiten auf Remis einigten. 2,5:1,5

In Friedrichs aka Fritz’ Partie passierte, was bei ihm eigentlich immer passiert: Angriff bis aufs Blut, plötzlich wird er mit einem Gegenangriff konfrontiert, wehrt diesen ab, so gut es geht, und greift alsbald selbst wieder an. In diesem Fall in Kombination mit einem Qualitätsopfer, um anschließend noch einen Bauern zu gewinnen. Als er jedoch danach den Damentausch zuließ, stand er glatt auf Verlust. Es brauchte nur einen unaufmerksamen Turmzug seines Gegners und Fritz konnte ihn zur Rückgabe der Qualität zwingen. Im 39. Zug schüttelten sich beide Seiten in einem objektiv ausgeglichenen Endspiel die Hände. Noch ein Remis. 3:2

Als Mannschaftsführer ist man natürlich ganz besonders motiviert, etwas zum Ergebnis beizutragen und so ging Peter auch zu Werke. Warum beide Seiten nacheinander ohne Not auf ihre Läuferpaare verzichteten, erschließt sich mir zwar nicht, aber schaden sollte es Peters Stellung zunächst nicht. Auch nach langer Analyse ist mir immer noch nicht ganz klar, wann die Partie kippte, aber letztlich verschlechterte sich Peters Stellung zusehends. Als die Lage schon hoffnungslos wirkte, opferte Peter seinen Springer für drei Bauern. Bedauerlicherweise reichte dies am Ende nicht. Sein Gegner konnte auf der g-Linie mit einer Schwerfigurenbatterie eindringen und Peter im 45. Zug zur Aufgabe zwingen. Zu seiner Ehrenrettung sei erwähnt, dass er in schwieriger Position immer noch viele starke Züge fand, es war aber schon zu spät. 3:3

Also alles wieder auf Anfang. Frank bekam in seiner Partie nur eine Großchance, als sein Gegner im Londoner System den weißen Damenausflug nach b3 fälschlicherweise mit b6 anstelle von Db6 abwehrte. Durch diesen ungewöhnlichen Zug schwächte er jedoch nachhaltig das Feld a6 und hätte einige Male durch das Manöver Lf1-a6-b7 die Qualität verlieren können. Doch auch Frank übersah diese Möglichkeit und sollte kein zweites Mal eine derartige Gelegenheit bekommen. Bereits im 20. Zug geriet er allmählich in Zeitnot, ein Problem, das sich Stück für Stück zuspitzte. Im 29. Zug konnte er schließlich den Gewinn eines Bauern auf der Haben-Seite verbuchen, allerdings war zu diesem Moment schon derart viel Material vom Brett verschwunden, dass die Verwertung nicht einfach sein würde. Und dann war da noch das Zeitproblem: Im 32. Zug und mit nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr, entschied er sich, den Tausch der Türme zuzulassen und ins ungleichfarbige Läuferendspiel mit Mehrbauer zu überführen, um jegliches Verlustrisiko aus der Stellung zu nehmen. Nach Erreichen der Zeitkontrolle bot ihm sein Gegner Remis an, als sich herausstellte, dass er Frank nicht über die Zeit hatte heben können, worauf er die ganze Zeit spekuliert hatte. Frank lehnte dankend ab. Er versuchte noch wirklich alles und wie sich in der Analyse beim Montagstraining herausstellte, wäre z.B. ich noch in eine Falle getappt. Sein Gegner tat ihm diesen Gefallen allerdings nicht und so willigte Frank nach 56 Zügen ins Remis ein. 3,5:3,5

Über Haralds Partie kann ich an dieser Stelle leider nicht allzu viel sagen, da mir die Notation nicht vorliegt und so greife ich auf das zurück, was ich von ihm, Frank und Peter vernommen habe: Er stand lange gedrückt, verlor einen Bauern, konnte sich aber schließlich in einem langen und beschwerlichen Endspiel behaupten und den halben Punkt festhalten. Zum Ende hin hätte er sogar mit Läufer und Bauer gegen Bauer fast noch gewinnen können. 4:4

Lobend sei an dieser Stelle noch der Teamspirit unserer „Zweiten“ erwähnt. Obwohl einige schon seit geraumer Zeit mit ihren Partien fertig waren, blieben alle bis zum Ende und sorgten damit für moralischen Beistand. Auch in einem Sport wie Schach, der oftmals fälschlicherweise als reine Einzeldisziplin verschrien ist, kann das enorm hilfreich sein. Nachdem sie dem Gegner sogar noch beim Abbau geholfen hatten, fuhr unser Team mit einem von zwei möglichen Mannschaftspunkten nach Hause. Ein besonderer Dank an dieser Stelle geht raus an Frank und Peter, die mich mit ihren Eindrücken vom Geschehen versorgten und maßgeblich zu diesem Artikel beigetragen haben.


Martin Seidel

Bis zum 11. Oktober stand die 2. Runde der Vereinsmeisterschaft auf dem Programm.  Nachdem in Runde 1 sieben von acht Favoriten den vollen Punkt einstreichen konnten, versprachen die Partien dieses Mal mehr Spannung.

 

von Häfen, Dieter - Seidel, Martin (0 - 1)

Wir beide versuchten von Anfang an der Vorbereitung des jeweils anderen aus dem Weg zu gehen, um ihm nicht direkt ins Messer zu laufen. Letztlich kamen wir nach einigen Zugumstellungen in einem sehr merkwürdigen Sizilianer an. Der erste wichtige Teilerfolg gelang mir, als ich Dieter nach einer Ungenauigkeit in der Zugreihenfolge das Läuferpaar abnehmen konnte. In der Folge startete er einen Angriff am Königsflügel, während ich versuchte, mein Spiel am Damenflügel aufzuziehen. Es brauchte allerdings einen zweiten Fehler von Dieter, der seine Dame auf das falsche Feld stellte und eine Fesselung mitsamt Qualitätsgewinn zuließ. Das Spiel endete mit einem Bauernopfer inklusive Weglenkung und anschließendem Damenopfer meinerseits. Jedoch hätte ich wenig später das geopferte Material forciert zurückgewonnen und durch die Stellungsöffnung wäre mein Turm voll zur Geltung gekommen.

Rubröder, Ralf - Gellrich, Harald (1 - 0)

Ralf machte auch in seinem zweiten Spiel in diesem Turnier von Anfang an Druck, wonach ihm auch die Tatsache half, wieder die weißen Steine zu führen. Harald hingegen spielte etwas zu sehr auf Sicherheit, verpasste den Pfad zu Gegenspiel und wurde immer mehr hinten eingezwängt (ja, auch wieder mit f2-f4). Als Harald versuchte, sich dem Klammergriff zu entziehen und die Damen zu tauschen, verlor er einen Bauern am Damenflügel. Zwar stellte sich bei der anschließenden Analyse heraus, dies sei durchaus einkalkuliert gewesen, aber wohl schlicht falsch eingeschätzt worden. Dabei war das Problem nicht einmal der Minusbauer selbst, sondern die zerstörte Bauernstruktur auf beiden Flügeln. Ralf konnte mit einem Turm eindringen, was Bauerntausch erzwang, und Harald dennoch einen zweiten Bauern abgeben musste. Als er dann auch noch freiwillig ein Turmpaar tauschte, war die Stellung bereits verloren. Ein schöner kleiner Trick von Ralf zwang Harald letztlich zum Tausch der verbliebenen Türme, wonach der entfernte a-Bauer das Spiel entscheiden würde.

Was soll ich sagen? Ich bin jetzt schon ein großer Fan von Ralfs Spielstil, zweimal in Folge voll auf Angriff, alles nach vorne. Ich freue mich bereits sehr auf unser Aufeinandertreffen in Runde 3.

Baumgarten, Fred - Islamovic, Suad (1 - 0)

Fred ist ja immer eine Wundertüte, was seine Eröffnungswahl betrifft, und doch war es in dieser Partie Suad, der zuerst mit einem für mich unerwarteten Zug aufwartete. Bloß schade, dass Fred selber schon alles selbst gespielt hat, und so zeigte er Suad seine Grenzen auf. Trotz seines Sensationssiegs in Runde 1 war leider damit zu rechnen, dass Suad nicht so einfach durchmarschieren wird. Bedauerlicherweise konnte er in den entscheidenden Momenten nicht die richtigen Pläne finden und so verschlechterte Suad seine Stellung Schritt für Schritt ohne echtes Gegenspiel generieren zu können. Das abschließende Springeropfer von Fred war zwar weder wirklich nötig noch ganz korrekt, aber verhalf ihm infolge Suads falscher Behandlung zu einer schönen Schlusskombination.

Keller, Lukas - Würz, Silas (0 - 1)

Im Duell der Youngsters erwischte Lukas einen gebrauchten Tag und kam nie so richtig in den Tritt. Vielleicht war es der fehlende Schlaf, der Ärger über die von Silas gewählte Variante im Caro-Kann, der Wille, ihm unbedingt beweisen zu wollen, wer in der Jugend aktuell die Nummer 1 ist, oder eine Kombination von allem. Jedenfalls brachte er sich mehr und mehr in Schwierigkeiten und stand letztlich zu passiv und bewegungsunfähig, sodass er Silas nach nur 20 Zügen die Hand zur Aufgabe reichte.

Ich bin gespannt, wie Silas sich in Runde 3 gegen Fred schlagen wird.

Feig, Frank - Falk, Ralf (1 - 0)

Frank wollte sich nach seinem Patzer in Runde 1 natürlich keine weitere Blöße geben und als Zweitgesetzter endlich mit dem Punkten beginnen. Mit den weißen Steinen konnte er sich zumindest sicher sein, die Richtung der Partie deutlich besser bestimmen zu können. Er zog ein ruhiges Spiel auf und wartete auf die Fehler seines Gegners. Ralf tat ihm leider den Gefallen und schuf sich selbst auf der halboffenen e-Linie einen rückständigen Bauern. Frank ließ diese Schwäche zunächst links liegen, rochierte lang und widmete sich anschließend dem Königsangriff. Nach längerer Vorbereitung hebelte er die Schwäche auf e6 aus, was den Bauern d5 ungeschützt zurückließ. Zwar hätte er je nach Fortsetzung noch deutlich mehr Material einsammeln oder vielleicht sogar Matt setzen können, doch ganz der Pragmatiker nahm er den gegabelten Turm. Er tauschte noch ein paar weitere Figuren, um den Mehrturm peu à peu zur Geltung zu bringen. Das Matt war nur noch eine Frage der Zeit und als Ralf seine Dame von ihrer Verteidigungsposition abzog, um einen vergifteten Bauern zu gewinnen, schnappte die Falle zu.

Senhen, Robin - Seidel, Marlin (1 - 0)

Konnte er gegen mich in Runde 1 dem Franzosen noch aus dem Weg gehen, so war es gegen den anderen M. Seidel dann soweit.  In der Abtauschvariante reichte schon ein ungenauer Zug und Robin kam arg in Bedrängnis. Zum Preis des Läuferpaars konnte Marlin die Bauernstruktur am Königsflügel vollständig zerschmettern und sich einen langfristigen positionellen Vorteil sichern. Der Bauernsturm am Damenflügel hätte Robin eigentlich nichts einbringen dürfen, aber leider schwächte Marlin selbst seine Rochadestellung und gab dann ohne Not einen Springer für drei Bauern ab. Materiell zwar vollkommen in Ordnung, jedoch auch nicht wirklich ratsam, da gegnerische Bauern kurioserweise im Schach mit die beste Verteidigung für den eigenen König sind. Robin spielte die Stellung dann routiniert zu Ende, sammelte weiteres Material ein und setzte schließlich Matt. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Die Partieanlage von Marlin war in beiden Partien spitze, aber die Ruhe, den Vorteil dann auch zu verwerten fehlt leider noch. Das wird aber sicher noch kommen.

Fast, Tim - Fast, Alexander (0 - 1)

Das Familienduell startete holprig. Alexander schlug im Schotten gleich doppelt auf d4. Leider keine gute Idee, Tims Dame landete fast unangreifbar im Zentrum. Nach schwarzem c5 setzte Tim bedauerlicherweise fehlerhaft die Dame nach d5, anstatt sie einfach auf der d-Linie zurückzuziehen und die Schwächen auf d6 und d5 auszunutzen. Im weiteren Verlauf gewann Alexander mit einem Zwischenzug einen Bauern und gab diesen auch bis ins Endspiel nicht mehr her. Ganz im Gegenteil, er gewann sogar noch einen zweiten. Die Verwertung des Vorteils im Endspiel war dann, milde ausgedrückt, verbesserungswürdig, aber Alexander schaffte es schließlich, die Stellung soweit zu vereinfachen, dass am Ende drei gegen einen Bauern am Königsflügel übrig blieben. Tim stellte dann noch seinen Turm aufs falsche Feld, sodass dieser einfach geschlagen werden konnte.

Schneid, Dmitrij - Paßmann, Jochen (1 - 0)

Zu dieser Partie gibt es leider nicht allzu viel zu sagen. Jochen stellte sich von Anfang an sehr unglücklich, weil passiv auf. Dmitrij hingegen war in seinem Element: schnelle Entwicklung, direkter Angriff auf die gegnerische Stellung und die Nutzung der sich ihm bietenden Chancen. Jochens Überseher des Angriffs auf seine Dame führte dann vorzeitig zum Ende der Partie, obwohl es - ehrlich gesagt - da schon um seine Stellung geschehen war.