Parallel zur 2. spielte auch unsere 3. Mannschaft am 22. Oktober ihr zweites Saisonspiel. Sie waren zu Gast bei der 4. Mannschaft der Schachfreunde Lohmar.
Tim eröffnete mal wieder mit dem Schotten und sein Gegner tat ihm den Gefallen, doppelt auf d4 zu schlagen. Im folgenden Verlauf verstieß sein Gegner gegen verschiedene Eröffnungsprinzipien. Ohne den König durch die Rochade in Sicherheit gebracht zu haben, startete er einen Angriff am Königsflügel mit seinen Bauern, um Tims Läufer abzudrängen und in der Folge einen Bauern im Zentrum zu gewinnen. Tim hatte die Zeit allerdings gut investiert, seine Eröffnung abgeschlossen, rochiert und gleichzeitig den Turm von h1 ins Spiel gebracht. Jetzt rächte sich, dass sein Gegner mit dem König in der Mitte stehen geblieben war. Tim eroberte eine Figur und öffnete anschließend mustergültig die Stellung. Nach einigen Figurenabtäuschen gewann er nach einem Fehler seines Gegner eine weitere Leichtfigur für zwei Bauern und konnte danach noch einen Turmtausch erzwingen. Sein Gegner vermochte zwar in der Folge noch mit einem seiner Bauern, die Grundreihe zu erreichen und diesen in eine Dame umzuwandeln, aber Tim hatte in der Zwischenzeit ein Mattnetz mit König, Turm, Springer und Läufer gesponnen. Ein souveräner Sieg für Tim.
Seinem Vater ein Brett tiefer erging es mit den schwarzen Steinen nicht so gut. Nach ein paar Fehlern in der Vierspringervariante der Italienischen Eröffnung stand Alexander zwar das erste Mal gedrückt und bei korrektem Spiel auch bereits objektiv verloren. Doch so richtig wusste sein Gegner zunächst nicht die Schwächen auszunutzen. Alexander schaffte es seine Stellung wieder in Ordnung zu bringen, allerdings nur für kurze Zeit. Bei der Partieeingabe und mit dem Wissen, welches Ergebnis am Ende zustande kommen sollte, sah ich das Unheil leider kommen. Erst schwächte Alexander mit f7-f6 die Diagonale f5-c8 und rochierte anschließend lang, sodass sein König auf c8 zum Stehen kam. Jetzt musste sein Gegner nur noch die Deckungsfiguren schlagen und dann den Zug Lc4-e6 mit Fesselung und Damengewinn finden - was er auch tat. Alexander bekam dafür zwar zwei Figuren, aber das war zu wenig. Sein Gegner spielte die Partie ruhig zu Ende und im 32. Zug musste Alexander dann einsehen, dass er gegen die Niederlage nichts mehr ausrichten konnte, und gab auf.
Daniel startete erstmal gut in seine Partie. Nach ein paar Fehlern seines Gegners hatte er zwei Bauern und eine Qualität eingesammelt. Dafür strandete sein Springer in der gegenüberliegenden Ecke des Brettes und sein Gegner hatte als Kompensation das Läuferpaar. Daniel rochierte vollkommen korrekt kurz. Bedauerlicherweise war auch dann vorhersehbar, wie es zu Ende gehen würde. In dem Versuch eine weitere Figur zu gewinnen, stolperte Daniel in ein Abzugsschach verbunden mit dem Verlust eines vollen Turms. Der Rest war dann ziemlich abgebrüht vorgetragen von seinem Gegner. Respekt.
Mats war in seiner allerersten Turnierpartie überhaupt augenscheinlich so nervös, dass das Ergebnis in den Hintergrund rückte. Das erste Mal mitschreiben bei einer Partie, dafür ungewöhnlich viel Zeit, da schleicht sich natürlich der ein oder andere Fehler oder schlicht Überseher ein. Seine Gegnerin spielte die Partie umso abgeklärter und wehrte jede von Mats' Drohungen ab, während sie Figuren einsammelte und am Ende Schachmatt setzte. Kopf hoch, Mats - mit der Zeit kommt auch bei dir die Routine, so haben wir alle mal angefangen.
Am Spitzenbrett spielte HP auf. Sein Gegner begann die Partie mit einer merkwürdigen Kombination der Modernen Eröffnung (mit d6 und g6) und dem Igel-Aufbau, ehe er mit seinem 12. Zug auch mal auf eine der mittleren Reihen vorstieß. Unter dem Motto, "Tu du mir nichts, ich tue dir auch nichts", dümpelte das Spiel so vor sich hin. Keine Seite unternahm ernstzunehmende Versuche, um Vorteil zu spielen. Bei mir wären vor lauter Langeweile längst die Sicherungen durchgebrannt und ich hätte den Königsflügel in Bewegung gesetzt. Eine vergleichsweise offensichtliche Chance erhielt HP im 29. Zug. Ein kleines Zwischenschach auf König, Dame und Turm seines Gegners hätte ihm eine Qualität und damit einen deutlichen Vorteil für das anstehende Endspiel gegeben. Diese Gelegenheit ließ er jedoch leider aus und so verflachte die Stellung wieder. In immer noch leicht angenehmerer Stellung hätte HP noch kämpfen können, allerdings hätte es für das Mannschaftsremis zwei Siege an den beiden verbliebenen Brettern gebraucht und Dmitrij an Brett 2 war bereits auf Remiskurs. So bot HP selbst remis an seinem Brett an, das auch angenommen wurde.
Das genaue Gegenteil seines Mannschaftskollegen an Brett 1 war sicherlich Dmitrijs Gegner ein Brett tiefer. Dieser opferte in der Eröffnung vollkommen übermotiviert einen Springer für zwei Bauern. Zwar erhielt er dadurch zwei verbundene Freibauern auf den Linien a und b, doch war das keinesfalls ausreichend Kompensation für den materiellen Nachteil. Dmitrij hatte so einige Chancen, seine Aufgabe durch Figurenabtäusche zu vereinfachen. Die Erfahrung und Abgezocktheit fehlt ihm leider noch in den wichtigen Momenten. Schließlich kam es doch zum Abtausch der Damen und Dmitrij konnte durch eine Überlastung des gefesselten Springer auf d4 einen Bauern gewinnen. Der Sieg war nur noch eine Frage der Zeit. Oder sollte ich sagen, wäre eine Frage der Zeit gewesen? Dmitrij verrannte sich mit seinem Springer im gegnerischen Lager, es gab keinen Weg zurück und der Springer ging verloren. Mit exaktem Spiel wäre die Partie im Endspiel noch zu gewinnen gewesen, aber das zu verlangen, nach so kurzer Zeit im Verein, wäre unrealistisch. Seine Partie endete entsprechend auch mit einem Remis und so verlor die "Dritte" 2:4 und musste ohne Mannschaftspunktgewinn den Rückweg antreten.
Martin Seidel