Login Form

Termine


Warning: Undefined array key 1 in /var/www/sv-hennef/modules/mod_clm_termine/tmpl/default.php on line 228

Warning: Undefined array key 2 in /var/www/sv-hennef/modules/mod_clm_termine/tmpl/default.php on line 228
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
25
26
27
28
29
30
01
02
03
04
05
06
07
08
09
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
01
02
03
04
05

Berichte

Spiel- und Turnierberichte

... dachte sich Martin, als sich just in dem Moment, da er nur wenige Züge vor dem Matt aufgab, mit Lukas, Silas, Suad und mir fast die gesamte am Troisdorf Open teilnehmende Truppe unseres Vereins um sein Brett versammelte, um nach Beendigung der eigenen Partien zu schauen, wie sich unser "Leitwolf" denn so schlug.

Erstmalig im Turnierverlauf gegen einen nominell stärkeren Gegner gelost (so viele stehen da ja nicht zur Auswahl), hatte sich Martin natürlich auf diesen vorbereitet. Wobei seine Vorbereitung im Grunde ganz schnell wieder abgeschlossen war, sobald er erkannte, daß sein Kontrahent ihm wohl den Trompowsky-Angriff ermöglichen würde. Den kennt Martin zur Genüge, selbiger hat jedoch zugleich den Nachteil, daß er quasi immer erst am Brett erfährt, wie der jeweilige Gegner darauf zu reagieren gedenkt. Da diese Eröffnung nicht gerade Mainstream ist, wurde jeder von Martins Gegnern in aller Regel nie oder zumindest kaum in Partiensammlungen aktenkundig damit konfrontiert.

Martins Gegenspieler zeigte sich sowohl während der Partie als auch in der anschließenden Analyse überrascht von Martins scheinbar passiver Spielweise und manch einem der schachlichen Intuition zuwiderlaufendem Zug, was jedoch samt und sonders Theorie ist. Bis einschließlich zum 21. Zug war die Stellung stets mehr oder minder ausgeglichen, dann beging Martin den spielentscheidenden Fehler. Im Bestreben, den Bauernvorstoß im Zentrum zu unterbinden, ermöglichte er diesen gerade erst. Sein Fehler dämmerte ihm sofort, als sein Gegner tatsächlich d5 zog, aber es gab leider kein Entrinnen mehr.

Im Versuch, seinem Gegner die Verwertung wenigstens so schwer wie möglich zu machen, trat Martin mit seinem König im späteren Verlauf die Flucht nach vorne an, auf daß er nicht auf ähnliche Art mattgesetzt werden würde, wie er es in der Woche zuvor noch mit Lukas gemacht hatte. Leider fand sein Gegenüber auch eine andere wunderschöne Mattkombination weiter vorne am Brettrand. Eine Leistung, der Martin als fairer Sportsmann dann auch den gebührenden Respekt zollte. Auf das Spontanpublikum hätte er trotzdem vermutlich ganz gerne verzichtet.

Harald bekam es in der 5. Runde mit einem ehemaligen Mitglied meiner Mannschaft zu tun, als ich vor meiner knapp drei Jahrzehnte währenden Schachpause noch in einem Bonner Verein mit Ferdi zusammen spielte. Er wurde von Harald denn auch als emsiger und somit sehr erfahrener Turnierspieler eingeordnet, weshalb Harald trotz seiner etwas höheren DWZ durchaus mit Respekt ans Brett gegangen ist. Auch befürchtete Harald, sein Kontrahent könnte sich anhand früherer Partien beim Troisdorf Open gezielt auf ihn vorbereitet haben (was ich, hätte er mich danach gefragt, für unwahrscheinlich gehalten hätte - und ich hätte damit richtig gelegen).

Unser "Finanzminister" hatte Schwarz und konnte sich kaum sinnvoll vorbereiten, da sein Widersacher mit Weiß je nach Laune wechselnde Eröffnungen spielt. Er hat sich in seinen Jahrzehnten als LKW-Fahrer eben in jeder Lenkpause in Schachbücher vergraben. Harald entschied sich aufgrund seiner Recherchen und Überlegungen ergo dafür, Ferdi sein Caro-Kann-Debüt in einer Turnierpartie vorzusetzen. Trotz naturgemäß noch überschaubarer Kenntnisse der Eröffnungstheorie kam Harald gut aus der Eröffnung, stand ab Zug 10 besser und gewann im 14. Zug einen Bauern, sodaß sein Gegner schon relativ früh um Ausgleich kämpfen mußte.

Nach einigen Ungenauigkeiten beiderseits hatte er den Ausgleich spätestens mit dem 32. Zug erreicht, nur um dann mit 2 Fehlern im 33. und 34. Zug die Partie komplett aus der Hand zu geben. Wenn man sieht, wie lange er hart um den Ausgleich gekämpft hatte, hat sich Caissa hier schon etwas hartherzig gezeigt, wie Harald es hinterher poetisch formulierte. Sobald Ferdi in Zeitnot (oder anderweitig unter Druck) gerät, mutiert er offenbar auch nach so langer Zeit noch immer wie früher zum Hasardeur und wirft gute Partien weg. Vier Züge später hatte Harald "skrupellos" (Haralds eigene Wortwahl!) den vollen Punkt unter Dach und Fach gebracht.

Lukas hatte in Vorbereitung auf seinen Gegner festgestellt, daß dieser als Nachziehender mit der selten gewordenen Aljechin-Verteidigung startet und zusammen mit Martin ein paar Überraschungen ausbaldowert. Sie kamen auch prompt in die angestrebte Nebenvariante, waren aber auch zügig wieder aus der Vorbereitung raus, da Lukas' Gegner sich in diesen Abspielen offenbar wenig auskannte und im 5. Zug bereits die Lichess Masters Database verließ. Sich vorab mit den entstehenden Stellungsbildern auseinandergesetzt zu haben, sollte sich dennoch nicht als vergebliche Mühe für Lukas erweisen.

Nach Lukas' Einschätzung nahm sein Gegenüber ihn offenbar ob seiner Jugend und der (deutlich veralteten) niedrigen DWZ zudem nicht ganz für voll. Während Lukas stellenweise Varianten über ein Dutzend Züge weit vorausberechnete, bevor er sich für oder gegen einen Kandidatenzug entschied, antwortete sein Gegner teilweise schon nach ein, zwei Minuten. Ein verhängnisvoller Fehler, wie er zunehmend erkennen mußte. Erst vermochte er lange nicht, Lukas' imposantes Bauernzentrum zu unterminieren (was schließlich das Kernthema der Aljechin-Verteidigung darstellt), dann wurde er von Lukas dank Raumvorteil und aktiverem Figurenspiel nach und nach an die Wand gespielt und verlor in letzter Konsequenz Material und kurz darauf die Partie. Souveräner Weißsieg!

Suad bekam, ebenfalls die weißen Steine führend, die Sizilianische Verteidigung, genauer einen "Beschleunigten Drachen" vorgesetzt. Im 15. Zug machte der Schwarzspieler unerwartet eine Kombination möglich, durch welche Suad vermittels eines Zwischenschachs eine Leichtfigur für einen Bauern bekam - er nahm das Geschenk dankend an. Sein Gegner bemühte sich nun vehement um Gegenspiel und es gelang ihm, nicht zuletzt infolge Suads Schwäche auf der Grundreihe, Suads "Steine" in immer unkomfortablere Positionen zu nötigen. Am Ende geriet Suads Springer in eine Fesselung und Suad war seinen Vorteil wieder quitt bzw. lag sogar einen Bauern hinten (es war jedoch ein Doppelbauer). Suads Gegner wickelte dann nicht wirklich nachvollziehbarerweise durch Abtausch in ein reines Bauernendspiel ab, das dann plötzlich wieder für Suad gewonnen war. Das vermochte unser "Küken" beim Troisdorf Open dann letztendlich ohne gröbere technische Fehler sauber zuende zu bringen und ebenfalls einen Sieg einzufahren.

Silas hatte sich vorgenommen, in den letzten drei Runden - beginnend mit dieser - das Feld endlich von hinten aufzurollen. Der nicht wesentlich schlechter als Silas eingestufte Gegner (Setzlistenplatz 46 gegenüber 36 für Silas) hatte in der ersten Runde gegen Martin verloren, in der zweiten - deutlich überraschender - ebenfalls das Nachsehen gehabt und sodann zweimal kampflos verloren. Es gab ergo keinen Grund, daß Silas seinen Kontrahenten unterschätzen hätte sollen. Prompt unterlief Silas, als er mit Weiß im Mittelspiel das Heft des Handelns in die Hand nehmen wollte, der erste Lapsus des Spiels. Anstatt sich mittels einer mehrzügigen Kombination Materialvorteil zu sichern, begnügte sich Silas' Gegenüber jedoch glücklicherweise mit einer bloßen Figurentauschaktion.

Silas zentralere Figurenpositionierung und sein aktiveres Spiel führten im weiteren Verlauf dazu, daß sich sein Kontrahent mit einem Doppelfehler in Zug 20 und 21 positionell schwächte, sowie Silas - dies ausnutzend - materiellen Vorteil erlangen und gleichzeitig substantiell vereinfachen konnte. Letztendlich machte Silas durch eine schöne Kombination unter kräftiger Mitwirkung des solchermaßen entstandenen und sodann bis zur 7. Reihe vorgestoßenen d-Freibauern den Ambitionen seines Gegners den Garaus. Dieser wollte sich die Verwertung des ausreichenden Materialvorteils im Endspiel dann nicht mehr von Silas zeigen lassen und hißte die weiße Fahne. Silas angekündigter Endspurt hat also schon mal erfolgversprechend begonnen.

Bleibt noch, über meine eigene Partie zu berichten. Ich bekam es just mit jenem Spieler zu tun, welcher in der Runde zuvor Silas mit seinem aggressiven Königsüberfall-Schachstil erst überrumpelt und dann regelrecht überfahren hatte. Entsprechend besonnen ging ich - die weißen Steine führend - ergo zu Werke. Wir hatten bald ein Königsfianchetto mit dem ECO-Code A00 auf dem Brett, in welchem diverse seltene Aufbauten zusammengefaßt werden, die keine eigene Nummerierung abbekommen haben. Während ich mit einer Art Königsindisch-Aufbau mit Weiß lauerte, kam mein Kontrahent auch prompt wie erwartet mit seiner Streitmacht alsbald ein wenig überhastet am Königsflügel angerannt.

Beherzt opferte er seinen Springer, um die h-Linie auf meine Rochadefestung aufzureißen, und genauso kaltblütig verstopfte ich selbige postwendend mit dem eigenen Pferdchen - bereit, dieses umgehend zurückzugeben, auf daß mein Gegenüber seinen Angriff durch eigene, d.h. schwarze Bauern möglichst bald wieder ziemlich blockiere, während ich dann perspektivisch im Zentrum Gegenspiel gegen seinen unrochierten Monarchen zu inszenieren gedachte. Er war wie schon gegen Silas deutlich verspätet in Troisdorf eingetroffen und zog daraufhin, um Zeit gutzumachen, überaus fix. Insgesamt würde er für seine gesamte Partie 19 Minuten verbraucht haben, dieweil ich derer 42 investierte.

Da verwundert es wenig, daß er im 12 Zug fehlgriff und mir im Bestreben, seinen aktiven schwarzfeldrigen Läufer zu behalten, ermöglichte, meinen für seinen Springer hergegebenen Bauern zurückzugewinnen und ihn von g5 aus dauerhaft an der angestrebten heterogenen Rochade zu hindern. Ich öffnete sodann im Zentrum und blies zur Jagd auf seinen noch immer dort weilenden Monarchen. Dame und Läuferpaar erledigten die Aufgabe zügig und einen Zug vor dem unausweichlichen Matt gab mein Gegner durchfrustriert auf. Daß ich mal in einer Turnierpartie eine 23-Züge-Miniatur auf das Brett zaubere, an deren Ende nicht ICH der unterlegene Part sein würde, hat mehr als nur Seltenheitswert.

Mit einer bedauerlichen Ausnahme haben in Runde 5 folglich alle Hennefer Teilnehmer zufrieden mit einem vollen Punkt im Gepäck die Heimreise antreten können. Martin, Harald und Lukas stehen nun bei 3 Punkten aus 5 Runden, Suad und ich zählen derer 2,5 und Silas hat auch endlich seinen ersten Punkt auf der Habenseite. In Runde 6 wird es leider zum nächsten vereinsinternen Showdown kommen, denn an Brett 9 wird dann Martin mit Schwarz von Harald mit Weiß herausgefordert werden. Ich sehe schon förmlich das Elmsfeuer über den Figurenspitzen flackern.


Frank Feig

Während sich unsere erste und zweite Mannschaft mit solch Ärgernissen wie dem Kampf um den Klassenerhalt befassen müssen, kann unsere dritte Mannschaft vollkommen befreit aufspielen. Unter dem Motto "Fördern und fordern" treten und traten wir immer mit dem Ziel an, insbesondere der Jugend eine Bühne zu geben, Turniererfahrung zu sammeln und sich weiterzuentwickeln. Beim Auswärtsspiel bei der dritten Mannschaft der SG Siebengebirge am Sonntag, den 03. Dezember 2023 verzichteten Fred und Hans-Peter gleich beide auf einen Einsatz. Dmitrij und Silas bekamen auch mal eine Pause. Sodass Marlin in seinem ersten Saisonspiel bis auf Brett 1 aufrückte. 

Wie in der Kreisklasse üblich waren die ersten paar Bretter dann auch entsprechend früh entschieden. Suad gewann an Brett 5 nach bereits zehn Zügen durch Schachmatt. Er spielte das Schottische Gambit. In der gewählten Variante war der Einschlag auf f7 zwar überzogen, aber seine Gegnerin reagierte falsch und stolperte geradewegs in Suads Matt mit Dame und Springer auf f7 hinein. 1:0

Der Ausgleich für Siebengebirge sollte aber nicht lange auf sich warten lassen. Daniel verstieß an Brett 4 gegen eine der wichtigsten Regeln beim Übergang zwischen Eröffnung und Mittelspiel. Diejenige Seite, die besser bzw. vollständig entwickelt ist, öffnet das Spiel, nicht jene, die Entwicklungsrückstand hat. Zweiteres tat bedauerlicherweise Daniel, der das Zentrum aufriss, obwohl er bei der Mobilisierung seiner Figuren deutlich hinten dran war und auch seinen König noch nicht in Sicherheit gebracht habe. Das Spielgeschehen war in der Folge sehr einseitig. Daniel hatte dem Angriff seines Gegners nichts entgegenzusetzen und wurde im 17. Zug Schachmatt gesetzt. 1:1

Ralf bekam ebenfalls seinen ersten Einsatz diese Saison. An Brett 6 führte er als Auswärtsspieler die schwarzen Steine. Zur Entwicklungsphase ist nicht viel zu sagen. Beide Seiten entwickelten sich zügig, wenngleich nicht unbedingt aktiv und zwingend. Ab dem 20. Zug kam es gefühlt wie durch Zauberhand zur Öffnung aller Linien auf dem Brett. Ralf stand zu diesem Zeitpunkt etwas besser und konnte durch seine Figurenaktivität und einen taktischen Überseher seines Gegners zuerst einen Turm und dann die Dame für einen Turm gewinnen. Im Endspiel verblieb er also mit einer Mehrdame. Nach ein paar weiteren Damenschachs konnte er durch eine Gabel den verbliebenen Turm gewinnen. Sein Gegner gab 32. Zug auf. 2:1

Tim spielt bisher eine außergewöhnliche Saison. Zusammen mit seinen Resultaten in der U16 Mannschaft stand er vor dem Spieltag bei 4 Siegen aus 4 Spielen und wir waren gespannt wie er sich an Brett 2 schlagen würde. Nach den ersten Zügen hatte ich, um ehrlich zu sein, kein gutes Gefühl. Sein Gegner eröffnete mit dem Königsgambit und Tim reagierte mit dem sehr dubiosen Zug De7, um den e5-Bauern zu verteidigen. Auch seine anschließende Eröffnungsbehandlung bereitete mir einiges Kopfzerbrechen. Im 8. Zug rochierte Tim lang und lief prompt in eine Bauerngabel seines Gegners, die ihn eine Figur kostete. Und damit fingen Tims Probleme erst so richtig an- Bei entgegengesetzten Rochaden ergriff sein Gegner zuerst die Initiative und startete einen Bauernsturm am Damenflügel. Scheinbar kurz vor seinem Ziel angekommen, zog er seine Dame nach d5. Dieses Feld kontrollierte Tim allerdings just mit seinem Springer und gab diesen nur allzu gerne im Tausch für die Dame ab. Vollkommen aus dem Tritt gebracht, brachte sich nunmehr sein Gegner in immer größer werdende Schwierigkeiten und gab schließlich auf, nachdem er auch noch einen Turm verloren hatte und ein weiterer Figurenverlust - oder zwei - nicht mehr abzuwenden war(en). Vollkommen unerwartet 3:1

Wir brauchten nur noch insgesamt ein Remis von Alexander oder Marlin zum Mannschaftssieg. Bedauerlicherweise sah es zu diesem Zeitpunkt an keinem der Bretter gut aus. Alexander hatte mit dem Mittelgambit eröffnet. Kein schwerwiegender Fehler, aber doch zumindest eine Ungenauigkeit, wenn man was zu bemängeln sucht. Er spielte sich erstmal noch ziemlich solide durch die Eröffnung, aber suchte dann ähnlich wie Daniel zu früh die Entscheidung im Zentrum. Sein Gegner widerlegte ihm diese Idee mehr oder minder zwingend und wenig später landete Alexander in einem - aus seiner Sicht - unschönen Endspiel. Erst verschlechterte sich seine Bauernstruktur am Königsflügel dramatisch, dann überließ er seinem Gegner die einzige offene Linie auf dem Brett. Als er dann einen Bauern verlor, und sowohl die Türme als auch die Läufer tauschte, war das Bauernendspiel unmöglich zu halten. Sein Gegner brachte ihn in Zugzwang, wonach Alexander keine andere Wahl gehabt hätte als den König seines Gegners entscheidend eindringen zu lassen. Er gab stattdessen auf. 3:2

Damit waren alle Augen auf Marlin an Brett 1 gerichtet. Er spielte gegen Emma Borriss und wer wie ich schon gegen jemanden dieser schachbegeisterten Familie gespielt hat, weiß, das wird kein Zuckerschlecken. Beginnend mit dem Londoner System wirkte Marlins Aufbau zunächst sehr solide. Einige Entscheidungen erschlossen sich mir in der Analyse allerdings nicht. Ähnlich wie Daniel und Alexander entwickelte er sich nicht zu Ende bevor er die Öffnung des Zentrums anstrebte, beziehungsweise wich fast vollständig vom Plan der Eröffnung ab - was ihn auch bald in einige Schwierigkeiten brachte. Zuerst verlor er einen Bauern im Zentrum und durch seinen Entwicklungsrückstand war es auch nicht einfach Emmas Angriff abzuwehren. Zugute kam ihm zu seinem Glück, der vergleichsweise kurze Zeitmodus und der beiderseitige Zeitverbrauch. Eine kleine Kombination hätte seiner Gegnerin eine glatte Mehrfigur eingebracht. Zu unserem Glück sah sie diese nicht und begnügte sich mit Abtäuschen. Jetzt hätte wie aus dem Nichts Marlin einen gefährlichen Königsangriff starten können, übersah diesen aber ebenfalls und kam bald darauf wieder selbst in Turbulenzen. Er verlor einen zweiten Bauern und hätte in einer fairen Welt vermutlich verloren. In hochgradiger Zeitnot zog seine Gegnerin allerdings ihre Dame geradewegs in einen Springerabzug von Marlin. Schwupps war diese weg und der Sieg für Marlin perfekt. Endlich ein Seidel, der sich gegen Familie Borriss über einen vollen Punkte freuen kann!


Martin Seidel

...die wollten beim Troisdorf Open mitspielen. In der 3. Runde waren's nur noch drei. Naja, zum Glück nicht ganz. Peter hat sich noch nicht vollständig erholt und deswegen tatsächlich komplett zurückgezogen, ohne eine einzige Partie absolviert zu haben. Echt dumm gelaufen, weiterhin gute Genesung! Unser verbleibendes Sextett brachte in Runde 3 dann jedoch tatsächlich das Kunststück fertig, an drei von insgesamt sieben kampflos entschiedenen Partien des Spieltags beteiligt zu sein. Siebenmal "kampflos" bei insgesamt 32 angesetzten Paarungen ist schon heftig - die Erkältungszeit hat ganz offensichtlich mit Macht begonnen.

Harald hatte sich in Runde 2 anscheinend zu früh wieder "rausgewagt". Entweder hat er danach einen Rückfall durch "seine" Bakterien oder Viren erlitten oder sein noch geschwächtes Immunsystem wurde umgehend von einer Angriffswelle "neuer" Keime überrannt. Jedenfalls mußte er sein Kommen absagen. Bei Silas war es "höhere Gewalt" in Gestalt seiner Mutter, welche kurzfristig umdisponiert hatte und ihren Geburtstag doch nicht nachfeiern wollte. Da mußte der Sohnemann leider die dritte Niederlage in Serie - diesmal kampflos - quittieren. Lukas gewann demgegenüber kampflos, weil sein Gegner kurzfristig krank darnieder lag, was Lukas weniger begeisterte. Er will schließlich nur spielen.

Einer der drei verbliebenen Hennefer, die sich tatsächlich noch mit einem Kontrahenten duellieren durften, war Suad. Er hatte seinen Stift vergessen – nach Ansicht von Martin der erste Fehler und das noch vor Beginn der Partie – und dachte zudem, er hätte die schwarzen Steine, da er in der Runde zuvor Weiß gehabt hatte. Ein etwas genauerer Blick auf die Auslosung wäre da hinsichtlich der Eröffnungsvorbereitung sicher zuträglicher gewesen. Vom Doktortitel seines Gegners war Suad eigener Aussage zufolge nicht beeindruckt, wohl aber ein wenig von dessen nomineller Spielstärke. Wieder bekam Suad nicht die gewünschte Eröffnung aufs Brett und so war ihm ob der Züge seines Gegenübers zunächst doch ein wenig mulmig zumute. Er dachte, sein Gegner verfolge einen Plan, den er vermutlich mangels ausreichender Spielstärke nicht verstünde. Nach und nach reifte dann bei Suad jedoch die Erkenntnis, daß sein Kontrahent möglicherweise doch nicht so genial wäre und sich einfach etwas positionellen Quark zusammenspielte, wie er es nonchalant ausdrückte. Schon nach 17 Zügen bot Suads Gegner zu dessen Überraschung das Remis an und Suad griff nach kurzer Überlegung beherzt zu. Sein Kontrahent hatte, wie sich im Nachgang herausstellte, Suads Partien aus den vorherigen Runden analysiert und ob dessen gezeigter Spielweise ein wenig Muffensausen bekommen. Da Suad zu jenem Zeitpunkt nach Analyse der Engine bereits besser stand (die beste Fortsetzung jedoch nicht gefunden hätte, wie Suad unumwunden zugab), wollte er das Verlustrisiko minimieren. Suad wiederum befürchtete, er könne sich bei Fortsetzung der Partie genausogut noch um die Früchte seines bisherigen Spiels bringen und ein Remis gegen einen Gegner mit über 350 Punkten besserem Rating stünde ihm hinsichtlich seiner Ambitionen sicher nicht schlecht zu Gesicht. In Runde 4 wartet nun ein Gegner auf Suad, der sogar eine über 600 Punkte bessere Wertung aufweist. Der Weg zu den Sternen ist halt mit harten Prüfungen gepflastert. Bis hierhin jedenfalls kann Suad mit seiner gezeigten Leistung beim Troisdorf Open zufrieden sein (und ist es auch) und in der kommenden Runde kann er dann ganz befreit aufspielen. Zu verlieren hat er schließlich nichts. Suad kann nur gewinnen - und sei es schlimmstenfalls auch nur an Erfahrung.

Diese luxuriöse Ausgangslage hat Martin schon lange nicht mehr. Nach dem bitteren Remis in Runde 2 wollte er diesmal unbedingt einen Sieg einfahren, um den Anschluß an die Tabellenspitze nicht zu verlieren. Da er wußte, daß sein Gegner eigentlich stets mit d4 beginnt, bereitete Martin das äußerst aggressive Wolga-Benkö-Gambit vor. Sein Kontrahent tat ihm auch prompt den Gefallen und ging darauf ein, wonach Martin seine Vorbereitung vollumfänglich ausspielen konnte. Bis zum 13. Zug folgten beide der Eröffnungsdatenbank, dann wich Martin als erster ab. Obwohl auch sein Opponent immer einen der theoretisch besten Züge fand, konnte Martin sich solchermaßen doch wenigstens einen beträchtlichen Vorteil auf der Uhr verschaffen. 

Im 19. Zug sollte er dann die erste von insgesamt nur zwei Chancen in der gesamten Partie bekommen, ernsthaft in Vorteil zu gelangen. Martin wollte die b-Linie nicht durch Weglenkung des dortigen Bauern öffnen, sondern durch Schlagen desselben. Anders herum wäre besser gewesen. Drei Züge später öffnete sich die Tür zum Schwarzsieg bereits zum letzten Mal in dieser Begegnung einen Spalt breit. Sollte Martin den b-Bauern zurückgewinnen, indem er mit dem Turm oder mit dem Läufer schlägt? Nimmt der Turm, befürchtete Martin in temporärer geistiger Umnachtung ein Mattproblem für seinen König oder den Verlust seines Läufers - und schlug deswegen mit dem Läufer. Dahin war nun jeglicher Vorteil. Im 30. Zug bot Martins Kontrahent Remis an, welches Martin nach zehn Minuten angestrengten Nachdenkens ausschlug. Zwar sah er die Gefahr, daß der weiße König eindringen würde können, doch hatte er kalkuliert, dass die Position für den Moment zu halten sein würde und im Endspiel sollte sein gedeckter c-Freibauer dem entfernten Freibauern seines Gegners auf a überlegen sein, was langfristig Chancen auf den Sieg geboten hätte. Die Engine wies in der Nachbetrachtung hingegen bereits Vorteil für Weiß aus, denn tatsächlich sollte Martin in der Folge zur Passivität verdammt sein. Als unser Jugendwart dessen vier Züge später gewahr wurde, hatte er wenigstens das Glück, daß die Zeit seines Gegners bereits bis auf wenige Sekunden abgelaufen war und so bot er seinerseits im 38. Zug – und damit kurz vor der Zeitkontrolle – die Punkteteilung an. Dies nahm seinem Kontrahenten die Gelegenheit, zwei Züge später mit neu "aufgefüllter" Bedenkzeit ernsthaft über die Stellung nachzudenken und eventuell noch einen Gewinnplan zu finden. Der nächste Nackenschlag für die Ambitionen unseres Aushängeschildes bei diesem Open, aber besser clever ein Remis gesichert als am Ende gar noch zu verlieren. In der 4. Runde kommt es daher - für beide Beteiligten leider, möchte man konstatieren - zum nächsten Hennefer Vereinsduell. Lukas ist schon wieder betroffen und wird dann die undankbare Aufgabe vorgesetzt bekommen, sich mit den schwarzen Steinen der Angriffsbemühungen seines Trainers erwehren zu müssen. Wird sicher mega spannend.

Damit bleibt noch, über mein eigenes Abschneiden zu berichten. Mit Weiß baute ich mich mit einem Doppelfianchetto auf, mein Gegner wählte dagegen einen altindischen Aufbau. Im Ergebnis meckerte die Engine über die weitere Eröffnung bis hinein ins Mittelspiel, daß ich den Bauernvorstoß nach e4 unterließ (um mir den Läufer auf g2 nicht zu verstellen und schwarze Aktivitäten am Damenflügel zu stören) bzw. mein Kontrahent analog auf d5 verzichtete. Er hopste stattdessen in ausgedehnten Manövern mit seinen Springern am Königsflügel herum, ohne groß etwas zu bewirken. Okay, ich mußte meine Leichtfiguren um meinen Monarchen scharen, aber dies war ohnehin beabsichtigt, um zu gegebener Zeit im Zentrum und am Königsflügel vorzurücken. Ich suchte nach entsprechender Vorbereitung endlich mit d4 den meinerseits angestrebten Raumgewinn und die Erwiderung d5 sollte nach einem inkorrekten Läufer-Teilrückzug des Schwarzen letztlich eben jenen d5-Bauern kosten. Nach 27. e4 hatte ich plötzlich ein Idealzentrum (d4 & e4), die Engine war auch endlich happy. Anstatt aber nun einfach weiter den Druck zu verstärken, meinte ich, den schwarzen Läufer auf f6 mittels des Bauernzugs nach e5 final einsperren und erobern zu können. Leider hatte ich übersehen, daß ein Zurückschlagen mit dem d-Bauern an einer gerade noch rechtzeitig erfolgten Fesselung meiner Dame scheitern würde. Ich hatte reflexhaft zu schnell gezogen und dadurch mal wieder einzügig eine Gewinn- in eine Verluststellung transferiert. In den folgenden Zügen konterten beide Seiten die Patzer des Gegners mit eigenen vergleichbarer Güte. Allerdings sollte hierbei Berücksichtigung finden, daß beide Seiten nun bereits in arger zeitlicher Bedrängnis agierten. Ich spielte bewußt optisch kraftvoll und ritt mich doch immer tiefer in die Tinte. Mein Gegner hatte bereits mit dem 19. und nochmals mit dem 30. Zug Remis geboten - und beim zweiten Mal stand er objektiv gesehen bereits besser. Bevor ich es wie Martin machte und mit meinem 33. Zug nun meinerseits die Punkteteilung anbot, hatte mein Kontrahent sein verbleibendes Zeitkontingent auf unter 4 Minuten gedrückt, ich hatte aber auch nur noch knapp 7 Minuten. Oberflächlich sah meine Stellung noch voller Chancen aus, doch das Urteil der Engine in der Analyse war vernichtend. Schwarz stand glasklar auf Gewinn - war aber augenscheinlich glücklich über meine Remisofferte und schlug ohne viel nachzudenken umgehend ein. Da dürfte sich mittlerweile jemand schwer ärgern, schätze ich.

In der Gesamtschau hatten die drei Hennefer, deren Gegner zum Kampf angetreten waren, letztlich allesamt jeden Grund, sich über ihr jeweiliges Unentschieden zu freuen. Suad, weil er nicht nachweisen mußte, daß er seinen Stellungsvorteil gegen einen nominell besseren Kontrahenten bis ins Ziel würde bringen können. Martin und ich, weil wir beide unsere jeweiligen Gegner in Zeitnot überzeugend davon hatten abbringen können, ihre jeweils vorteilhafte Position nach der Zeitkontrolle in einen vollen Punkt ummünzen zu wollen. Mal sehen, wer in Runde 4 alles am Brett erscheint und wie es unserer Truppe dann ergehen wird. Wir stehen vor Aufgaben mit ziemlich weit gestreuten Erfolgsaussichten. Von abgestuftem "alles ist möglich" (Martin, Lukas, Frank, Harald und Silas) bis "Himmel hilf" (Suad). Bekanntermaßen jedoch steht es an jedem Brett zu Beginn grundsätzlich immer "nur" unentschieden.


Frank Feig

Die Rede ist von Martin in der 4. Runde des Troisdorf Opens. Und, nein, dies ist keine Anspielung auf sein Alter aus Sicht unserer teilnehmenden Jugendspieler (ich sage nur "Doppelherz, die Kraft der zwei Herzen"). Der Titel des heutigen Beitrags bezieht sich ausschließlich auf diesen merkwürdigen Zwiespalt zwischen Hoffen und Bangen, wenn man als Jugendtrainer gegen die eigenen Eleven zu einer echten Turnierpartie antritt. Einerseits will man natürlich gewinnen (Martin sowieso) und dafür braucht es schlicht und ergreifend Fehler des Gegenübers. Andererseits hofft man zugleich auch jedes Mal, daß die Jugendlichen möglichst perfekte Partien aufs Brett bringen. "Jetzt weiß ich mal, wie es meinem eigenen Jugendtrainer seit Jahren ergeht", seufzte Martin nach seiner Viertrundenpartie gegen Lukas.

Die beiden hatten sich im Vorfeld gewissermaßen zum Theorieduell im Trompowsky-Angriff verabredet. Offensichtlich hatte Lukas sich sehr gut auf diese Leib- und Magen-Eröffnungen Martins vorbereitet, denn beide blitzten die Eröffnung nur so hin und landeten in einer der sehr spaßigen (Originalton Martin) – weil zweischneidigen – Varianten. Bis zum neunten Zug von Schwarz folgten beide der Eröffnungsdatenbank, dann wich Lukas mit a6 ab. Kein Zug, den man üblicherweise braucht, und folglich ein latenter Tempoverlust, wie Martin im Anschluß analysierte.

Anschließend spulten beide wieder die normalen Eröffnungspläne ab, allmählich jedoch streuten beide Seiten kleinere Abweichungen ein. Sie verfolgten offenbar divergierende Pläne. Martin griff in der Folge im Zentrum an und Lukas suchte das Spiel am Damenflügel. Knackpunkt der Partie war letztlich, daß Lukas sich gegen ein temporäres Bauernopfer entscheid und Martin dadurch das Eindringen mit allen drei Schwerfiguren entlang der vorletzten Reihe erlaubte, womit Matt bzw. Damenverlust unvermeidlich wurden. Im Bewußtsein, daß das Spiel nun bald so oder so entschieden sein würde, ließ Lukas sich lieber gleich mattsetzen.

Harald und sein Gegner brachten das Schottische Vierspringerspiel aufs Brett. Mit weitestgehend gradlinigem Spiel stand Harald stets ein wenig besser, auch wenn er den ersten gröberen Schnitzer seines Gegenübers noch ungenutzt durchgehen ließ. Nach weiteren kleinen Ungenauigkeiten von Schwarz wurde das weiße Läuferpaar immer stärker und beginnend mit seinem 15. Zug ging Harald damit auf Qualitätsfang. Entscheidend war letztlich, daß sein Gegner im 18. Zug freiwillig ein Turmpaar abgetauscht hat, was in der Stellung nicht sonderlich hilfreich war (außer für Harald natürlich).

Als er nach einer Läufergabel unseres "Finanzministers" auf e7 laut Engine als beste Option mit Turm und Springer gegen Dame (plus in der Folge zusätzlich noch zwei weißen Mehrbauern) weiterspielen hätte müssen, gab Haralds Kontrahent die Partie auf. Den Rest wollte er sich nicht mehr zeigen lassen, obwohl die finale Verwertung des materiellen Vorteils schon noch einiger Arbeit auf Haralds Seite bedurft hätte.

Silas Gegner kam deutlich verspätet ans Brett und zog in der Folge stets überaus zügig. Nach 1. ...f5 hatte Silas wunschgemäß die Holländische Verteidigung aufs Brett gebracht, landete jedoch im weiteren Verlauf nicht wirklich auf ihm bekanntem Terrain. Sein Kontrahent setzte ihn kontinuierlich weiter unter Druck, rochierte gegenläufig und ging seinem auch in früheren Partien beim Troisdorf Open bereits gezeigten Spielstil gemäß hyperaggressiv zum Königsangriff über. Silas ließ sich auf diesen offenen Schlagabtausch ein und übersah dabei im 19. Zug eine Taktik-Falle seines Gegners. Dieser opferte anschließend eine Qualität zwecks Eliminierung des "Feldwächters", um direkt im Anschluß via Familienschach Silas' Dame erobern zu können. Ab da wehrte Silas sich nur noch ohne realistische Aussicht auf Gegenspiel geschweige denn Erfolg bis zum Matt im 38. Zug. Fazit: Maximal unglücklich gelaufen.

Suad hatte sich durch seine bislang gezeigten Leistungen ein Duell mit den schwarzen Steinen gegen den 7. der Setzliste "verdient". Bis einschließlich seines 16. Zuges wandelte er auf Theorie-Pfaden der Königsindischen Verteidigung, genauer deren Orthodoxer Variation (Gligoric-Taimanow-System), dann wich sein erfahrener Gegenspieler von den letzten verbliebenen Vorgängerpartien der Datenbank ab. Suad hatte sich durch mehrere kleinere Ungenauigkeiten da jedoch bereits in eine nachteilige Position manövriert. Er suchte zwar das thematische Spiel am Königsflügel, doch Weiß beließ seinen Monarchen einfach in der Mitte, sodaß unserem jüngsten Hennefer Teilnehmer am Troisdorf Open mangels Zielperson der Angriff schlicht versandete.

Sein Gegner hingegen nutzte seinen Raumvorteil am Damenflügel, um über die c-Linie ebenfalls ziemlich plangetreu in die schwarze Stellung einzubrechen. Nachdem er dabei zudem noch die Basis der schwarzen Bauernkette auf d6 eliminiert hatte, besaß er in der Folge noch einen gedeckten Freibauern auf d5 als weiteren Trumpf. Zudem mit weißem Turm auf der 7. Reihe und aktivem weißem Läuferpaar bei gleichzeitig offenem schwarzen König und höchst passiven Figuren des Nachziehenden konfrontiert, sah unser mit lobenswerten Ambitionen in das Duell gestarteter Schachfreund Suad im 36. Zug ein, daß ihn sein spielstarker Kontrahent nach allen Regeln der Kunst souverän positionell überspielt hatte. Bei noch immer materiellem Gleichstand streckte Suad die Waffen und gab auf. Gleichwohl bekam er reichlich anerkennend-aufbauende Worte seines Gegners für die gezeigte Partie, was schließlich auch nicht so oft vorkommt.

Der Chronist hatte es als Nachziehender ebenfalls mit einem "Königsinder" zu tun bekommen, allerdings mit der Fianchetto-Variation (Uhlmann-Szabo-System). Im 11. Zug und bemüht, nicht wie so oft zu viel Zeit bereits für den Partieanfang zu verbraten, machte ich in scheinbar eher langweiliger Stellung einen "natürlichen" Zug. Der Trost, daß die Lichess Masters Database auch zwei Spieler auf dem Meisterlevel aufführt, welche in dieselbe Eröffnungsfalle getapst waren, hilft auch nachträglich nicht darüber hinweg, daß die Partie ab da im Grunde schon weitestgehend für mich gelaufen war.

Ich trachtete fortan mit Minusqualität danach, die Stellung maximal-möglich geschlossen zu halten. Den weißen Fianchettoläufer sollte eine schwarze Bauernkette von h7 bis e4 von der Teilnahme am weiteren Geschehen möglichst lange ausschließen (diesbezüglich spielte mein Gegner dankenswerterweise mit) und am Damenflügel führte ich eine Bauernstruktur herbei, die es einzig meinem Springer ermöglicht hätte, dort einzudringen und Unruhe zu stiften (was mein Kontrahent jedoch leider unbewußt durch seine Angriffsbemühungen zu unterbinden wußte). Die einzig offene d-Linie verrammelte ich mit König, Läuferpaar und Springer nach Kräften, um ein Eindringen der verdoppelten Türme meines Gegners idealerweise zu verhindern.

Seinen ersten diesbezüglichen Versuch vermochte ich noch abzuwehren, indem sich mein schwarzfeldriger Läufer beharrlich einem Abtausch verweigerte. Der zweite weiße Versuch, unter Rückgabe der Qualität einzudringen, war dann leider nicht mehr abzuwenden. Doch um die korrekte Verwertung des sich daraus ergebenden Stellungs- und Materialvorteils (ein, zwei Bauern würde ich hernach unweigerlich verlieren) kam mein Gegner herum. Meine angestrengten Verteidigungsbemühungen hatten mich letztendlich zu viel Bedenkzeit gekostet, sodaß ich zwei Züge vor Erreichen der entsprechenden Kontrolle auf Zeit verlor. Einerseits verständlich (wegen der zeitlichen Planbarkeit) und andererseits genauso bedauerlich, daß beim Troisdorf Open ohne Inkrement gespielt wird. C'est la vie.


Frank Feig

...wenn man auch in der näheren Nachbarschaft an einem schönen Schachturnier teilnehmen kann?! Martin, Harald, Peter, Silas, Lukas, Suad und meinereiner hatten sich für das traditionsreiche Troisdorf Open angemeldet. Von Ende Oktober bis kurz vor Weihnachten würde jeden Dienstag abends ab 19 Uhr eine von insgesamt sieben Runden nach Schweizer System ausgespielt werden. Für die erste Runde hatten Harald und Peter sich nicht auslosen lassen, da sie zeitgleich noch an der Offenen Internationalen Bayerischen Schachmeisterschaft am Tegernsee teilnahmen - wie übrigens auch Kuno und Guido.
 
Seine Partie aus Runde 2 faßte Harald im Anschluß mit den Worten "sehr glücklicher Punkt" oder "Eröffnung grauenhaft, Mittelspiel schlecht und im Endspiel dann weniger Fehler als der Gegner" trefflich zusammen. Bereits im 5. und 6. Zug legte Harald den Grundstein dafür, daß er bald darauf einen Bauern für nichts einbüßen würde und von da an rührte er erst einmal nur noch Beton an. Seine Festung erwies sich zwar ziemlich löchrig, aber sein Gegner vermochte es dennoch nicht, entscheidend einzudringen. Um den 24. Zug herum konterte Haralds Gegner dessen fehlerhaften Königszug mit einem eigenen Fehler gleichen Kalibers und setzte in der Folge noch ein, zwei obendrauf. Erst würgte er seinen eigenen Königsangriff final durch Damentausch ab, dann versuchte er einen Bauerndurchbruch mit dem Ziel, einen davon zur Umwandlung zu führen, und wickelte dabei vorteilhaft für Harald ins Endspiel ab, bei dem sich unser Kassenwart plötzlich mit Mehrbauer und verbundenen Freibauern wiederfand und schlußendlich noch gezwungen wurde, auch die letzte Figur seines Gegners abzutauschen, um mit einem tot gewonnenen Bauernendspiel übrig zu bleiben. Als seinem Gegner dies ebenfalls bewußt wurde, reichte er umgehend die Hand zur Aufgabe. Haralds Gegner hatte sich faktisch selbst besiegt und Harald mußte quasi nur zusehen, daß er ihn dabei nicht zu sehr störte.
 
Wenden wir uns damit zunächst der "Speerspitze der jungen Garde" unseres Vereins zu, also Lukas, Silas und Suad.
 
Obschon die schwarzen Steine führend versuchte Suad schon in der Eröffnung auf den vollen Punkt zu spielen und sein Gegner war ganz genauso drauf. Am Ende zählte die Engine neun "fette" und einen "normalen" Fehler (sowie diverse Ungenauigkeiten) - bei insgesamt 38 Zügen schon eine Leistung. Während die beiden sich also mit offenem Visier bekriegten, vermochte Suad alle Versuche, seinen König mattzusetzen, durch aktives Gegenspiel nicht nur abzuwehren sondern sogar materiellen Vorteil zu akkumulieren. Ständig unter der Drohung eines "Opera Matts" schwebend gelang es Suad bedauerlicherweise nicht, seine zwischenzeitlich deutlich gewonnene Stellung durch Abtausch der gegnerischen Schwerfiguren in ein gewonnenes Endspiel abzuwickeln. Sein wie ein Berserker weiter anrennender Opponent lehnte in dieser Phase sogar ein Remisangebot Suads ab und schaffte es tatsächlich noch, Suad so zu verwirren, daß dieser seinen Vorteil in wenigen Zügen eindampfte. In nunmehr ausgeglichener Stellung mit jedoch nur einem Weg, nicht innerhalb weniger Züge doch noch matt gesetzt zu werden, gab Suad schließlich entnervt ob der Tatsache, daß er die Partie noch so aus der Hand gegeben hatte, sogar auf. Suad hatte sich leider erfolgreich von seinem nominell deutlich besseren Gegner ins Bockshorn jagen lassen.
 
Auch in der zweiten Runde bekam es Suad wieder mit einem laut Ratingliste stärkeren Gegner zu tun und fuhr gegen diesen mit Weiß einen schönen und letztlich (wohl v.a. für seinen Gegner) überraschend souveränen Sieg ein. Zwar bekam Suad nicht die gewünschte Eröffnung aufs Brett, aber im Caro Kann kennt er sich glücklicherweise auch ganz gut aus. Suad kam mit besserer Stellung aus der Eröffnung, aber sein Gegner wollte offenbar trotzdem unbedingt auf Sieg spielen. Also packte er die Brechstange aus und opferte inkorrekt seinen Läufer in Suads Rochadestellung. Suad hatte aus seiner Erstrunden-Niederlage gelernt und blieb diesmal cool. Jeder Figurentausch, jede Vereinfachung würde ihn einem gewonnenen Endspiel näher bringen. Als Suad seinem Gegner auch noch den zweiten Läufer ohne Kompensation abzunehmen drohte, gab dieser auf. Sehr zu Suads Erleichterung, würde ihm dies doch ersparen, seinen Vorteil über etliche weitere Züge peu à peu verwerten zu müssen.
 
Was Suad an Selbstbewußtsein (teilweise zu Unrecht) manchmal noch fehlt, haben Silas und Lukas reichlich. In Runde 1 durfte Silas an Brett 4 gegen einen der Turnier-Mitfavoriten starten. Obgleich selbiger in der Eröffnung (es kam die Slawische Verteidigung aufs Brett) nicht immer die objektiv besten Züge wählte, gelang es ihm, Silas durch aktives, aggressives Spiel den Schneid abzukaufen und Silas zu unnötigen Konzessionen zu bewegen. Während Schwarz einen klaren Plan verfolgte, wirkte Silas' Spiel zuweilen etwas planlos und inkonsequent. Damit spielte er seinem Gegner in die Karten, konnte selbiger doch nach und nach materiellen Vorteil erreichen und weiter ausbauen. Als er weiteren Vereinfachungen nicht mehr sinnvoll ausweichen konnte, fügte sich Silas in die mittlerweile unvermeidlich gewordene Niederlage und verzichtete darauf, sich weiter Stück für Stück demontieren zu lassen.
 
Lukas bekam es in der ersten Runde mit den schwarzen Steinen ebenfalls mit einem deutlich stärker einzuschätzenden Gegner zu tun. Dieser wählte die Bird-Eröffnung und daraus entwickelte sich über die folgenden Züge "Holländisch im Anzug". Wie er im Nachgang zugab, hatte ihn die Eröffnungswahl seines Gegners eher ziemlich "abgetörnt", obschon dieser ihm damit ja eigentlich die Gelegenheit gegeben hatte, aktives Gegenspiel zu inszenieren. Die Engine beurteilt Lukas' Stellung noch bis deutlich ins Mittelspiel als leicht besser, bis Lukas im 17. und 24. Zug jeweils nicht die beste Fortsetzung fand und nach und nach ins Hintertreffen geriet. Sein Gegner gewann erst ein Bäuerchen, drückte diesen zu einem zentralen Freibauern durch und nötigte Lukas, seine Figuren kontinuierlich schlechter zu stellen, um "den Laden irgendwie zusammenzuhalten". Nach 31 Zügen streckte Lukas die Waffen. Wie Lukas hinterher zugab, hatte ihn spätestens, als er erstmalig materiell in Nachteil geriet, die Kampfeslust verlassen und er hatte den Rest der Partie dann quasi nur noch zuende "geblitzt".
 
In der 2. Runde kam es damit zum den Verein elektrisierenden Revanchekampf für die ebenfalls 2. Runde unserer Vereinsmeisterschaft. Lukas erneut mit Weiß gegen Silas. Wir waren alle sehr gespannt, ob Lukas diesmal besser ausgeschlafen antreten und besser vorbereitet ins Match gehen würde statt zu "freestylen" (was bekanntermaßen ziemlich in die Hose gegangen war). Um es kurz zu machen – ja. Lukas wählte bereits im 3. Zug das sehr selten gespielte f3 im Caro Kann (3% laut Lichess Masters Database) und im 6. Zug wich Silas von der Theorie der Maróczy-Variante (auch "Fantasy-Variation" genannt) ab. Mit dem unbedachten 6. ...Sf6 ermöglichte er Lukas den umgehenden Läufereinschlag auf f7 und sein Versuch, dies zwei Züge später mit Sxe4 nebst Rückgewinn des Bauern zu rechtfertigen, bracht ihn nur vom Regen in die Traufe. Lukas verpaßte dann im 20. Zug zwar den finalen Stoß und wurde dadurch in ein Endspiel mit zwei verbunden Mehrbauern gezwungen, was er jedoch routiniert zuende spielte. Lukas hatte sich für die krachende Ohrfeige in der Vereinsmeisterschaft in ebensolcher Art und Weise revanchiert.
 
Kommen wir damit zu Martin, der sich als Nummer 13 der Setzliste bei optimalem Turnierverlauf durchaus Chancen ausrechnen darf, eventuell einen Geldpreis "abstauben" zu können. Martin wollte (und mußte im Hinblick auf seine Ambitionen) in der 1. Runde unbedingt gewinnen. Zunächst setzte er sich noch in vorbereitenden Gedanken versunken ans falsche Brett und es ist nur dem Weißspieler an Brett 11 und seinem richtigen Gegner schräg gegenüber zu verdanken, daß die passenden Kombattanten noch rechtzeitig zueinander fanden. Martin bekam als Nachziehender das Londoner System vorgesetzt. Er versuchte von Anfang an, so gut es eben geht, Symmetrien zu vermeiden und Ungleichgewichte zu schaffen. Aus purer Arroganz, wie er selber sagt, verpaßte er die Gelegenheit, seinem Gegner frühzeitig das Läuferpaar abzunehmen. In dem Bemühen, aktives Spiel am Damenflügel aufzuziehen, brachte Martin sich eher selbst in Schwierigkeiten. Zum Glück suchte sein Gegner keine direkte Konfrontation sondern versuchte, die Stellung geschlossen zu halten. Diese Versuche kosteten ihn schließlich doch das Läuferpaar. Im Mittelspiel übernahm Martin schließlich die Initiative und kontrollierte die Bauernvorstöße. Sein Gegner spielte einige Ungenauigkeiten, was Martin eine Qualität (Springer für Turm) beschert hätte. Allerdings entschied er sich gegen diesen Materialgewinn und schlug stattdessen einen Bauern. Das Läuferopfer seines Gegners im 26. Zug war dann der eine Fehler zu viel. Der Mattangriff wurde abgewehrt und nach dem Damentausch zerbröselte die weiße Stellung vollends. Im 30. Zug reichte Martins Gegner die Hand und gab auf.
 
In Runde 2 bekam Martin erwartungsgemäß die weißen Steine zugelost. Weil sein Kontrahent 20 Minuten zu spät kam, hatte Martin zunächst genug Zeit, die Partien der anderen zu bewundern. Sein Gegner wählte einen Igel-Aufbau und weil Martin das „Romantische Schach“ der alten Meister nostalgisch verklärt bewundert, kommen ihm derart passive und langweilige Eröffnungen doch eher suspekt vor. Er baute sich erst einmal im Stile des Colle-Zukertort-Systems auf und wartete ab, ob sein Gegner nicht doch wenigstens ein bißchen aktiv würde mitspielen wollen. Es wurde jedoch zunehmend offensichtlich, daß sich dieser nur hinten reinstellte, um sich ein Remis zu "ermauern". Martin dachte im weiteren Partieverlauf eigener Aussage zufolge, er stünde die ganze Zeit besser, wenn nicht sogar bereits auf Gewinn. In der Analyse urteilte die Engine gleichwohl eiskalt, daß die schwarze Stellung hält. Obgleich Martin trotzdem nach zähem Ringen im Endspiel dann auch für die Engine mehrfach auf Gewinn stand, mußte er sich am Ende vorwerfen, es nicht sauber verwertet zu haben. Es ist bekanntlich nichts schwerer, als eine gewonnene Stellung auch zu gewinnen. Den Plan, seinen Gegner in Zugzwang zu bringen und damit dessen Verteidigung final zum Einsturz zu bringen, hatte Martin zwar, doch wegen des gegnerischen Freibauern auf h3 hielt er sich zurück. Vollkommen entnervt lief er seinem Gegner zu allem Unglück auch noch in eine Läufergabel und verlor im Endspiel eine Figur, wonach die Stellung objektiv sogar verloren gewesen wäre. Doch längst war diese Partie die letzte, die noch immer lief und am Ende hatte Martin noch etwas über zwei Minuten und sein Gegner sogar nur noch knapp eine Minute für den Rest der Partie (gespielt wird ohne Inkrement!). Zu Martins Glück war sein Gegner noch immer mit einem Remis zufrieden und so holzten beide in Zeitnot alle verbliebenen gegnerischen "Klötzchen" vom Brett bis nur noch die beiden Könige und ein Läufer übrig waren. Kurz vor knapp unabwendbar Remis. Martin war kurz vorm Platzen und sein Kontrahent feixte sich eins - ein erneutes Aufeinandertreffen in der Zukunft dürfte wohl in eine epische Schlacht ausarten.
 
Kommen wir damit abschließend zum bisherigen Abschneiden des Chronisten. An Position 18 der Setzliste einsortiert bekam auch ich es in der 1. Runde mit einem vermeintlich leichteren Gegner zu tun und war mithin dazu verdammt, zu gewinnen. Wie mir mein Gegner nach der Partie eröffnete, spielte ich ironischerweise genau jene Eröffnung gegen ihn, die er aktuell mit Weiß selber aufs Brett bringt. Er war bereit, einen Bauern herzugeben, um meinen starken "London-Läufer" zu eliminieren. Es entstand ein zähes Ringen, bei dem wir uns gegenseitig den jeweils für das Gegenüber mutmaßlich unangenehmsten und aktivsten Zug um die Ohren hauten - selbst wenn dies oftmals nicht der objektiv beste war. Ich vermochte gleichwohl, meine Stellung Schritt für Schritt auszubauen und zu verbessern und dabei dort, wo mein Gegner freiwillig auf den Bauern verzichtet hatte (also am Damenflügel), sogar einen gedeckten Freibauern zu bilden. Dies kostete mich indes ein erhebliches Maß an Bedenkzeit, weshalb ich wie üblich zunehmend in Zeitnot geriet. Im (richtigen) Bemühen, die Stellung durch Abtausch zu vereinfachen, griff ich im 33. Zug dann leider komplett fehl. Ich bot, statt die Türme zu verdoppeln, einen davon zum Abtausch an und halluzinierte ihn mir zugleich als auch nach dem Tausch noch immer meinen Läufer deckend aufs Brett zurück. In einem Zug von einer gewonnenen zu einer verlorenen Stellung – bitter.
 
Doch hatte ich noch immer den entfernten gedeckten Freibauern am Damenflügel (b5), dazu einen weiteren Freibauern auf e6, den etwas aktiveren König - ich würde es meinem Gegner ergo so ekelig wie möglich machen, den eher unverdienten Sieg wirklich einzufahren. Diese Einstellung sollte sich auszahlen. Mein König wurde vom schwarzen Turm zwar via der e-Linie vom Marsch ins Zentrum und weiter gen Damenflügel ausgesperrt und auch der isolierte e-Freibauer war nicht zu halten. Dafür drang mein Turm auf der 6. Reihe in die gegnerische Stellung ein und drohte, per Umweg über die Grundreihe (nebst Fesselung des schwarzen Mehrläufers auf c8) den schwarzen Bauern auf a5 zu gewinnen, womit ich verbundene Freibauern auf a4 und b5 bekommen hätte. Das hätte es mir theoretisch erlaubt, meinen Turm gegen den gegnerischen Läufer zu opfern, da verbundene Freibauern auf der 3. bzw. 6. Reihe nicht mehr von einem Turm alleine gestoppt werden können. Anstatt jedoch selbst mit seinem Freibauern auf d5 gen 1. Reihe loszupreschen (was gewonnen hätte), wollte Schwarz seinen Läufer retten sowie gleichzeitig noch meinen Turm fangen und kam deswegen eiligst mit seinem König angewetzt. Damit tappte er - im Übereifer zu schnell ziehend - in die Falle. Ein Turmschach auf der 7. Reihe und ich gewann unter Preisgabe meines b-Freibauern statt des Lc8 den Te7. Danach schob ich meinen nun maximal frustrierten Gegner humorlos zusammen. Der letzte Fehler verliert halt, nicht der vorletzte.
 
Zur "Belohnung" bekam ich in Runde 2 an Brett 2 die Nummer 2 der Setzliste vorgesetzt und hatte zu allem Überfluß auch noch Schwarz. Wie von Martin vorhergesagt, war mein Gegner ein Freund des Idealzentrums e4-d4 und ich wählte dagegen eine Art Königsindisches Set-up. Einen Zug, bevor ich e5 durchsetzen wollte, spielte mein Gegenüber just diesen Bauernvorstoß selbst und meine Stellung war schon im 8. Zug mehr oder minder im Eimer. Ich stand vor der Wahl, einen Springer für einen Bauern herzugeben und wenigstens meine Bauernstruktur intakt zu behalten oder gegen den Materialverlust anzukämpfen und die Stellung maximal zerschossen zu bekommen. Ich entschied mich für ersteres und strebte in der Folge an, mich möglichst aktiv mit den Figuren aufzustellen - was leichter gesagt denn getan war, schließlich stand Weiß ebenfalls ziemlich ideal und dominierte dabei noch das Zentrum. Wir waren in der Folge zunächst beide daran interessiert, die Läufer vom Brett zu bekommen und danach suchte mein Kontrahent, auch die Schwerfiguren zu reduzieren, während ich mit denen nach Gegenspiel suchte. Er wußte, wie man zwingend Schach spielt und setzte sich daher mit seinem Plan nach und nach durch, sodaß ich zu Plan B wechseln mußte, der da lautete, "vielleicht läßt sich ja wenigstens noch ein Dauerschach erreichen". Während ich also fortan hierauf hinzuwirken trachtete, ging mein Gegner im Gegenzug zum Mattangriff über. Seine Stellung war zu robust, ich kam zu langsam voran und wenige Züge vor dem Ende konnte mein Gegner König und Dame mittels g4 gabeln. Zeit aufzugeben, Qualität hatte sich souverän durchgesetzt. Ein Fehler in der Eröffnung war eben schon der eine Fehler zu viel gewesen.
 
Damit gehört Martin mit 1,5 Punkten aus 2 Runden als erwartungsgemäß bester unserer Hennefer Crew jenem Dutzend Teilnehmer an, welche hinter der neunköpfigen verlustpunktfreien Führungsgruppe lauern. Suad, Lukas, Harald und meinereiner finden sich mit je einem Sieg und einer Niederlage im breiten Mittelfeld wieder. Silas steht noch bei null Punkten und dürfte maximal motiviert sein, in Runde 3 gegen einen nominell schwächeren Kontrahenten endlich zu punkten, um den Abstand zu seinen "Running Mates" aus der Hennefer Schachjugend wenigstens nicht weiter anwachsen zu lassen. Runde 3 wird ergo für uns alle spannend - stay tuned!

Frank Feig