Bis zum 11. Oktober stand die 2. Runde der Vereinsmeisterschaft auf dem Programm.  Nachdem in Runde 1 sieben von acht Favoriten den vollen Punkt einstreichen konnten, versprachen die Partien dieses Mal mehr Spannung.

 

von Häfen, Dieter - Seidel, Martin (0 - 1)

Wir beide versuchten von Anfang an der Vorbereitung des jeweils anderen aus dem Weg zu gehen, um ihm nicht direkt ins Messer zu laufen. Letztlich kamen wir nach einigen Zugumstellungen in einem sehr merkwürdigen Sizilianer an. Der erste wichtige Teilerfolg gelang mir, als ich Dieter nach einer Ungenauigkeit in der Zugreihenfolge das Läuferpaar abnehmen konnte. In der Folge startete er einen Angriff am Königsflügel, während ich versuchte, mein Spiel am Damenflügel aufzuziehen. Es brauchte allerdings einen zweiten Fehler von Dieter, der seine Dame auf das falsche Feld stellte und eine Fesselung mitsamt Qualitätsgewinn zuließ. Das Spiel endete mit einem Bauernopfer inklusive Weglenkung und anschließendem Damenopfer meinerseits. Jedoch hätte ich wenig später das geopferte Material forciert zurückgewonnen und durch die Stellungsöffnung wäre mein Turm voll zur Geltung gekommen.

Rubröder, Ralf - Gellrich, Harald (1 - 0)

Ralf machte auch in seinem zweiten Spiel in diesem Turnier von Anfang an Druck, wonach ihm auch die Tatsache half, wieder die weißen Steine zu führen. Harald hingegen spielte etwas zu sehr auf Sicherheit, verpasste den Pfad zu Gegenspiel und wurde immer mehr hinten eingezwängt (ja, auch wieder mit f2-f4). Als Harald versuchte, sich dem Klammergriff zu entziehen und die Damen zu tauschen, verlor er einen Bauern am Damenflügel. Zwar stellte sich bei der anschließenden Analyse heraus, dies sei durchaus einkalkuliert gewesen, aber wohl schlicht falsch eingeschätzt worden. Dabei war das Problem nicht einmal der Minusbauer selbst, sondern die zerstörte Bauernstruktur auf beiden Flügeln. Ralf konnte mit einem Turm eindringen, was Bauerntausch erzwang, und Harald dennoch einen zweiten Bauern abgeben musste. Als er dann auch noch freiwillig ein Turmpaar tauschte, war die Stellung bereits verloren. Ein schöner kleiner Trick von Ralf zwang Harald letztlich zum Tausch der verbliebenen Türme, wonach der entfernte a-Bauer das Spiel entscheiden würde.

Was soll ich sagen? Ich bin jetzt schon ein großer Fan von Ralfs Spielstil, zweimal in Folge voll auf Angriff, alles nach vorne. Ich freue mich bereits sehr auf unser Aufeinandertreffen in Runde 3.

Baumgarten, Fred - Islamovic, Suad (1 - 0)

Fred ist ja immer eine Wundertüte, was seine Eröffnungswahl betrifft, und doch war es in dieser Partie Suad, der zuerst mit einem für mich unerwarteten Zug aufwartete. Bloß schade, dass Fred selber schon alles selbst gespielt hat, und so zeigte er Suad seine Grenzen auf. Trotz seines Sensationssiegs in Runde 1 war leider damit zu rechnen, dass Suad nicht so einfach durchmarschieren wird. Bedauerlicherweise konnte er in den entscheidenden Momenten nicht die richtigen Pläne finden und so verschlechterte Suad seine Stellung Schritt für Schritt ohne echtes Gegenspiel generieren zu können. Das abschließende Springeropfer von Fred war zwar weder wirklich nötig noch ganz korrekt, aber verhalf ihm infolge Suads falscher Behandlung zu einer schönen Schlusskombination.

Keller, Lukas - Würz, Silas (0 - 1)

Im Duell der Youngsters erwischte Lukas einen gebrauchten Tag und kam nie so richtig in den Tritt. Vielleicht war es der fehlende Schlaf, der Ärger über die von Silas gewählte Variante im Caro-Kann, der Wille, ihm unbedingt beweisen zu wollen, wer in der Jugend aktuell die Nummer 1 ist, oder eine Kombination von allem. Jedenfalls brachte er sich mehr und mehr in Schwierigkeiten und stand letztlich zu passiv und bewegungsunfähig, sodass er Silas nach nur 20 Zügen die Hand zur Aufgabe reichte.

Ich bin gespannt, wie Silas sich in Runde 3 gegen Fred schlagen wird.

Feig, Frank - Falk, Ralf (1 - 0)

Frank wollte sich nach seinem Patzer in Runde 1 natürlich keine weitere Blöße geben und als Zweitgesetzter endlich mit dem Punkten beginnen. Mit den weißen Steinen konnte er sich zumindest sicher sein, die Richtung der Partie deutlich besser bestimmen zu können. Er zog ein ruhiges Spiel auf und wartete auf die Fehler seines Gegners. Ralf tat ihm leider den Gefallen und schuf sich selbst auf der halboffenen e-Linie einen rückständigen Bauern. Frank ließ diese Schwäche zunächst links liegen, rochierte lang und widmete sich anschließend dem Königsangriff. Nach längerer Vorbereitung hebelte er die Schwäche auf e6 aus, was den Bauern d5 ungeschützt zurückließ. Zwar hätte er je nach Fortsetzung noch deutlich mehr Material einsammeln oder vielleicht sogar Matt setzen können, doch ganz der Pragmatiker nahm er den gegabelten Turm. Er tauschte noch ein paar weitere Figuren, um den Mehrturm peu à peu zur Geltung zu bringen. Das Matt war nur noch eine Frage der Zeit und als Ralf seine Dame von ihrer Verteidigungsposition abzog, um einen vergifteten Bauern zu gewinnen, schnappte die Falle zu.

Senhen, Robin - Seidel, Marlin (1 - 0)

Konnte er gegen mich in Runde 1 dem Franzosen noch aus dem Weg gehen, so war es gegen den anderen M. Seidel dann soweit.  In der Abtauschvariante reichte schon ein ungenauer Zug und Robin kam arg in Bedrängnis. Zum Preis des Läuferpaars konnte Marlin die Bauernstruktur am Königsflügel vollständig zerschmettern und sich einen langfristigen positionellen Vorteil sichern. Der Bauernsturm am Damenflügel hätte Robin eigentlich nichts einbringen dürfen, aber leider schwächte Marlin selbst seine Rochadestellung und gab dann ohne Not einen Springer für drei Bauern ab. Materiell zwar vollkommen in Ordnung, jedoch auch nicht wirklich ratsam, da gegnerische Bauern kurioserweise im Schach mit die beste Verteidigung für den eigenen König sind. Robin spielte die Stellung dann routiniert zu Ende, sammelte weiteres Material ein und setzte schließlich Matt. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Die Partieanlage von Marlin war in beiden Partien spitze, aber die Ruhe, den Vorteil dann auch zu verwerten fehlt leider noch. Das wird aber sicher noch kommen.

Fast, Tim - Fast, Alexander (0 - 1)

Das Familienduell startete holprig. Alexander schlug im Schotten gleich doppelt auf d4. Leider keine gute Idee, Tims Dame landete fast unangreifbar im Zentrum. Nach schwarzem c5 setzte Tim bedauerlicherweise fehlerhaft die Dame nach d5, anstatt sie einfach auf der d-Linie zurückzuziehen und die Schwächen auf d6 und d5 auszunutzen. Im weiteren Verlauf gewann Alexander mit einem Zwischenzug einen Bauern und gab diesen auch bis ins Endspiel nicht mehr her. Ganz im Gegenteil, er gewann sogar noch einen zweiten. Die Verwertung des Vorteils im Endspiel war dann, milde ausgedrückt, verbesserungswürdig, aber Alexander schaffte es schließlich, die Stellung soweit zu vereinfachen, dass am Ende drei gegen einen Bauern am Königsflügel übrig blieben. Tim stellte dann noch seinen Turm aufs falsche Feld, sodass dieser einfach geschlagen werden konnte.

Schneid, Dmitrij - Paßmann, Jochen (1 - 0)

Zu dieser Partie gibt es leider nicht allzu viel zu sagen. Jochen stellte sich von Anfang an sehr unglücklich, weil passiv auf. Dmitrij hingegen war in seinem Element: schnelle Entwicklung, direkter Angriff auf die gegnerische Stellung und die Nutzung der sich ihm bietenden Chancen. Jochens Überseher des Angriffs auf seine Dame führte dann vorzeitig zum Ende der Partie, obwohl es - ehrlich gesagt - da schon um seine Stellung geschehen war.